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Mittwoch, 13. September 2023

13. September 2023, 15:21    office@wildes-bayern.de

Wildes Bayern Wahlprüfsteine zur Landtagswahl 2023 – Überleben der Gams sichern


Unsere fünfte Frage* lautet: Wie stellt Ihre Partei sicher, dass die FFH-Art Gamswild in Bayern langfristig überleben kann und die natürliche Populationsstruktur und die Zugänglichkeit notwendiger saisonaler Lebensräume gewährleistet wird?

In Bayern steht im Oktober die Landtagswahl auf dem Terminkalender. Wir, der Verein Wildes Bayern e. V., setzen uns als anerkannter Naturschutzverein für den Schutz der Wildtiere sowie der Natur unserer Heimat ein. Für uns und unsere Mitglieder ist es deshalb hoch interessant, vor der Landtagswahl im Oktober zu wissen, wie die einzelnen Parteien sich zu den Anliegen von Wild und Natur stellen.

* Die Parteien, die aktuell im Bayerischen Landtag sitzen, hatten sich vorab auf gewisse Formalitäten zur Übermittlung von Wahlprüfsteinen geeinigt. Dazu zählte, nicht mehr als 8 Fragen einzureichen, und zwar über ein Formular auf der Internetseite. Da der ursprüngliche Fragebogen von Wildes Bayern insgesamt 14 Fragen umfasste, wurden einige für die Landtagsparteien gestrichen oder zusammengefasst. Hier kommt es also u. U. zu Abweichungen in den Antworten oder in der Reihenfolge.

Blaue Schrift "AfD" mit rotem, nach oben schwingendem Pfeil darunter

(c) AfD

Aus Sicht der AfD braucht es dringend einen höheren Schutz der Gams in Bayern. Gerade die BaySF haben hier leider mit ihrem erhöhten Abschuss zu einer Dezimierung beigetragen, welcher aus Sicht der AfD umgehend aufgehoben werden muss.

(c)Bayernpartei

Gamswild gehört zu Bayern wie kaum eine andere Tierart. Die Gams und ihren Lebensraum zu schützen ist unbedingt erforderlich. Durch den sich immer weiter ausdehnenden Tourismus, die modernen Trendsportarten und die damit verbundene Erschließung des letzten Winkels unserer Bergwelt ist die Gams heute in ihrem Bestand gefährdet. Daneben hat in den vergangenen Jahren in manchen Gebieten die forcierte Jagd auf Gamswild nach dem Motto “Wald vor Wild” die Bestände stark dezimiert. Die Reduzierung des Tourismusdrucks, waidgerechte Jagd mit Augenmerk auf eine gesunde Alters- und Geschlechterstruktur ist hier eine dringend erforderliche Maßnahme. Der weitere Ausbau der Tourismuseinrichtungen und Skigebiete sollte eingestellt werden, evtl. Rückbau von bereits erschlossenen Gebieten ist auch hilfreich. In manchen Bereichen ist sicher auch eine Betretungsregulierung nach Schweizer Vorbild denkbar. Damit wäre nicht nur dem Gamswild, sondern auch vielen anderen Wildtieren, z.B. Auer- und anderen Rauhfußhühnern, geholfen.

(c)CSU

Die Bedenken, um zu geringe Gamsbestände erweist sich als unbegründet. Das geht aus Forschungsergebnissen im Chiemgau und im Karwendel hervor. Alleine dort befinden sich auf 12.500 Hektar zwischen 1.200 und 1.500 Gämse. Es wurden umfangreiche Daten über die Gams und andere Schalenwildarten erhoben. Dadurch wurden wichtige Informationen für das Monitoring der FFH-Richtlinie, etwa zur Populationsgröße oder der räumlichen Verteilung, gefunden. Die neu gewonnenen Daten sind eine wertvolle Grundlage für weitere Vorgehensweisen im Management mit der Gams. Dadurch ergibt sich eine sachliche Basis für die Diskussion um die Tiere.

(c)FDP

Siehe die Antwort auf die vorherige Frage.

(Anm. d. Red.: “Wir fordern die Erarbeitung einer bayerischen Wald-/Wildstrategie 2050, die sowohl den Zielen eines Waldumbaus als auch der Schaffung ausreichender Lebensräume für heimisches Schalenwild gerecht wird. Die Erarbeitung einer gemeinsamen Wald-/Wildstrategie durch Forstwissenschaftlerinnen und Forstwissenschaftler sowie Wildbiologinnen und Wildbiologen soll die Grundlagen für eine Entideologisierung des Wald-Wild-Konflikts schaffen: Sie soll einen Waldumbau ermöglichen und gleichzeitig ausreichende und artgerechte Lebensräume für heimische Wildtiere (Rotwild, Gamswild) gewährleisten.”)

(c)Freie Wähler

Wir FREIEN WÄHLER sind der Meinung, dass primär ein streng wissenschaftlich und großflächig angelegtes Gamsmonitoring im Bayerischen Alpenraum durchgeführt werden muss. Nur so kann der aktuelle Zustand unserer Gamspopulationen festgestellt und erfasst werden. Mit den sich hieraus resultierenden Daten können anschließend an den jeweiligen Standort angepasste Strategien für den Umgang mit unseren Gämsen herausgearbeitet werden. So kann das Überleben der Wildart Gams nachhaltig sichergestellt und gleichzeitig die Belange der wichtigen alpinen Forstwirtschaft gewahrt werden. Einen entsprechenden Antrag hat die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion erfolgreich in den Bayerischen Landtag eingebracht.

(c)Bündnis90 Die Grünen

Hier bringen u.a. die Projekte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft „Integrales Schalenwildmanagement im Bergwald“ und „Erhebung der räumlichen Differenzierung, der Konnektivität und des genetischen Zustands der lokalen Gamsvorkommen im Bayerischen Alpenraum“ wichtige Erkenntnisse, an denen wir unser politisches Handeln ausrichten werden.

(c)oedp Bayern

Über den Erhaltungszustand der Gamspopulation wir gegenwärtig heftig diskutiert. Wir brauchen ein intensiviertes Monitoring und unabhängige Gutachter zur Bestimmung des Erhaltungszustandes. Zudem befürworten wir eine großräumige Ausweisung von Ruhezonen, Wildschutzgebieten von amtlicher Seite in jedem Vorkommensgebiet. Nur so kann das Gamswild notwendige Habitate aufsuchen und der Druck auf den Bergwald gemindert werden.

(c)Tierschutzpartei

Die Gams wird in Bayern sehr intensiv gejagt. Nach europäischem Recht dürfen Gämsen aber erst gejagt werden, wenn die Population wissenschaftlich überwacht und als stabil eingeschätzt wird. Dies geschieht nicht. Da Gämsen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie unterliegen, dürften sie nur dann bejagt werden, wenn der Erhaltungszustand als günstig eingestuft wird. Dafür wäre ein umfassendes Monitoring notwendig. In Deutschland findet die Bewertung des Erhaltungszustandes jedoch ausschließlich auf Grundlage der Abschussstatistik und der Einschätzung von Experten statt. Der natürliche Lebensraum der Gämsen wird zunehmend von uns Menschen als attraktiver Erholungsraum genutzt, so dass die Tiere in tiefer gelegene Wälder ausweichen müssen. In den bayerischen Alpen sind aber zahlreiche Waldbereiche als Schutzwälder ausgewiesen. Hier dürfen Gämsen das ganze Jahr über getötet werden. Es gibt für sie hier keine Schonzeit, die gerade im Frühjahr sehr wichtig wäre.

Abgesehen davon, dass wir grundsätzlich die Jagd in jeglicher Form und alle Tiere betreffend ablehnen, braucht es ein modernes Gamswildmanagement und Konzepte für dieser Art.

 

  • Die Linke – keine Antwort
  • SPD – keine Antwort

Bildquelle: (c)Wildes Bayern




Franz Sommer schrieb:


Ich lebe und gehe im Chiemgau zur Jagd, ich habe das Monitoring zum Gamswild auf der Kampenwand aufmerksam verfolgt dabei habe man Wildkameras an einem Wechsel (Zwangswechsel) im felsbereich aufgestellt wo die Gams zu äsungsflächen zieht und wieder zurück!
Dabei wurde jedes Tier vierfach oder sogar öfter erfasst!
Heimische Jäger die Ortskenntnis haben und wissen wo die Gänsen stehen wurden nicht gefragt oder informiert
Die Bayer.Staatsforsten haben starkes Interesse das die Gams stark bejagd wird
und haben dafür gesorgt, dass total falsche Zahlen veröffentlicht wurden!
Neutrale Zähler mit Einbindung des BJV werden bewusst nicht gefragt.

Antworten
Christine Miller schrieb:


Danke für den Hinweis. Wir haben die Zählblätter angefordert und auch detailliert ausgewertet. Die “Zählungen” der Staatsforsten weisen eine Fülle methodischer Fehler auf. Wir werden das in den nächsten Monaten auch noch veröffentlichen.

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