Die Fachgruppe Rotmilan der Philips-Universität Marburg hat die jüngste Berichterstattung von ARD und ZDF zur Gefährdung von Rotmilanen durch Windenergieanlagen (WEA) als “irreführend” kritisiert. Insbesondere der ZDF Frontal-Beitrag „Rotmilan gegen Windkraft – Das Märchen vom bedrohten Greifvogel“ vom 22. Februar, aber auch Berichterstattung auf tagessschau.de, hätten Aussagen enthalten, die die Ornithologen und Wissenschaftler befremdet hätten, heißt es auf ihrer Internetseite.
Die Gruppe hat deshalb eine Stellungnahme mit folgenden Kernaussagen veröffentlicht, die sich unter anderem auf das EU-LIFE Projekt EUROKITE (LIFE18/NAT/AT7000048) beziehen:
“● Die zentrale Aussage des TV-Berichts, Windenergieanlagen spielten keine relevante Rolle als Gefährdungsfaktor für den Rotmilan, widerspricht dem Stand der wissenschaftlichen Forschung. Die zur Herleitung dieser These angeführten Projektergebnisse lassen diese Schlussfolgerung nicht zu.
● Die EUROKITE-Zwischenergebnisse zeichnen ein verzerrtes und nicht-repräsentatives Bild der Rotmilan-Todesursachen, da sie hauptsächlich auf der Besenderung von Jungvögeln beruhen. Die Verlustursachen und die Mortalitätsraten unterscheiden sich jedoch in den Altersklassen und müssen separat betrachtet werden. Besenderte Jungvögel, die noch am Nest durch Beutegreifer gefressen wurden, können schlichtweg nicht durch Kollisionen sterben.
● Die Besenderung in EUROKITE erfolgte in verschiedenen europäischen Ländern und Regionen und kann damit nicht einfach auf die Situation in Deutschland übertragen werden. Durch zum Teil erheblich geringere WEA-Dichten in den Projektgebieten sind auch geringere Anzahlen von Kollisionen zu erwarten.
● Kollisionen mit WEA stellen nachgewiesenermaßen eine erhebliche Todesursache für Rotmilane in Deutschland dar. Insbesondere brütende Altvögel in der Nähe von WEA verunglücken häufiger und gleichzeitig sind die Altvögel besonders bedeutsam für die Bestandsentwicklung.”
Die ausführliche Stellungnahme der Fachgruppe Rotmilan findet Ihr unter diesem Link..
Bildquelle: (c)Landschaft-Artenschutz.de - Rotmilan