Tierschutzforschung fokussiert sich zumeist darauf, Stress oder Angst an Tieren zu erkennen. Es geht darum, Tiere vor etwas Schlimmem zu bewahren. Aber könnten wir nicht auch mal das Andere, das Positive erforschen? Zum Beispiel: Was finden Tiere schön, und wie erkennen wir das?
Jean-Loup Rault, Leiter des Instituts für Tierschutzwissenschaft und Tierhaltung der Veterinärmedizinischen Universität Wien, hat sich auf diesen Weg begeben. Er erforscht an mehreren Gruppen deutscher Edelschweine, wie es die Tiere beeinflusst, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen, sie streicheln und eine Beziehung zu ihnen aufbauen. An den Tieren finden Verhaltensstudien statt, ihre Rückenmarksflüssigkeit wird auf Botenstoffe untersucht, und mithilfe eines MRT wird sogar ihre Gehirnentwicklung nachvollzogen.
„Das Gehirn eines Schweines hat die gleiche Struktur wie das menschliche. Machen Schweine positive Erfahrungen, sehen wir, dass gewisse Regionen, die mit Emotionen verbunden sind, etwa die Amygdala, sich verändern“, erklärt Rault. Dabei kommen ähnliche Hormone zum Einsatz, die auch bei Menschen aktiv sind.
Der Tierschutzforscher beschreibt seine Arbeit wie folgt: „Das ist wirklich schön. Es zeigt, dass wir, je nachdem, wie wir mit Tieren interagieren, Einfluss darauf nehmen können, wie diese mit Situationen oder ihren Gefühlen umgehen – und dies wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang“, sagt der Tierschutzforscher. Das sei besonders bemerkenswert, weil sich die Menschen nur wenige Minuten täglich mit den Schweinen beschäftigten.
Bildquelle: Michael Bernkopf/VetmedUni