Verbiss ist im Allgemeinen rein negativ konotiert und wird fast immer gegen das Schalenwild verwendet. Aber wem nützt er eigentlich, außer dem Wild selbst, dass sich damit Nahrung, bestimmte Inhaltsstoffe oder auch eine dauerhafte Nahrungsbasis verschafft? Dieser Frage ist Stefan Fellinger in der Zeitschrift „Vorarlberger Jagd“ nachgegangen. Er berichtet darin unter anderem aus seiner Dissertationsarbeit im Salzkammergut (180 Probeflächen mit 21.079 ausgezählten Jungbäumen). „Dabei hat sich gezeigt, dass das Verbissprozent vor allem dort höher war, wo die Jungwüchse relativ vital und in ihrem Aufkommen nicht so gefährdet waren. Vor allem bei für die Verjüngung günstigen Standortbedingungen wie geringer Seehöhe, Nord-Nordost-Exposition, tonreichen Böden, günstigen Vegetationstypen und großer Verjüngungsfreudigkeit waren die Verbissprozente deutlich höher als bei den jeweiligen anderen Standortbedingungen.“
Wie sich herausstellte, wurde das Wild von Flächen, wo die Waldverjüngung Probleme hat – z. B. südexponiert, seichtgründig –, dorthin gelenkt. „Man kann auch das Wild, speziell Rot- und Rehwild, durch Wildfütterung, Wildäsungflächen, Ruhezonen und Abschussschwerpunkte dorthin lenken, wo die Jungwüchse weniger gefährdet sind.“
Diese Lenkung kann man womöglich auch nutzen, um Jungbäumen das Aufwachsen zu ermöglichen – und zwar, damit das Wild die umgebende Krautvegetation niederhält. Brombeeren, Himbeeren und andere Pflanzen können Jungbäume regelrecht ersticken. Studien zeigten jedoch laut Fellinger, dass Wildverbiss diese erstickende Decke aufbrach und den Bäumen damit half.
Wer mehr über diese und weitere Ergebnisse wissen will, findet die Online-Ausgabe der Vorarlberger Jagd zum Download hier (der Beitrag ist auf S. 10/11)