Jetzt im März werden die jungen Steinmarder geboren. Wenn Sie jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und rufen, “oh nein, bitte keinen Automarder”, oder “herrje, den hatten wir mal auf dem Dach”, dann haben wir vielleicht ein paar neue Aspekte dieser Tierart für Sie.
Die bis zu fünf Jungtiere sind herzerweichend niedlich. Sie werden blind und mit dünnem Haarpelz geboren und bleiben, wenn alles gutgeht, rund zehn Wochen bei ihrer Mutter. Als Knäuel kleiner, wurstförmiger Leiber wärmen sie sich gegenseitig im Schlaf. Ungefähr ab Woche sechs sind sie von selbst “stubenrein”, das heißt, sie verlassen das Nest und erledigen ihr Geschäft außerhalb. Bis sie wirklich allein auf Streifzüge gehen, dauert es mindestens bis zum Spätsommer. Da ist dann schon wieder Paarungszeit für ihre Elterntiere. Vielleicht kann man sich das so vorstellen, dass die Jungen “sturmfreie Bude” haben und mal unbeachtet auf Tour gehen können, während ihre Mutter sich draußen mit ihren aufdringlichen Liebhabern beschäftigt.
Die Tragezeit ist bei Mardern ganz ungewöhnlich lang: Die Jungen, die eigentlich gerade mal zwei Monate für ihre Embryonalentwicklung bräuchten, werden nicht etwa in den Winter hinein geboren, sondern erst neun Monate später. Der Grund ist eine so genannte Keimruhephase, in der sich die befruchteten Eizellen schlicht nicht weiter entwickeln. Gut sieben Monate lang ist die Marderfähe “nur ein bisschen schwanger”, wie es die Deutsche Wildtierstiftung mal treffend formulierte. Die künftigen Tiere “lagern” im Bauch der Mutter, bevor quasi die Entmontage stattfindet und sie zur Welt kommen. Ähnliches kennt man vom Reh, was die Sache eigentlich noch rätselhafter macht. Denn beim Reh ist es nachvollziehbar, dass die Jungen in eine Zeit geboren werden sollten, wo für Mutter und Kind schon genügend Vegetation draußen zu finden ist. Für einen Marder hingegen, der sich opportunistisch ernährt, findet sich eigentlich immer was: Er kann kleine Säugetiere jagen, aber auch von Eiern, Obst, Vögeln oder Insekten leben.
Steinmarder sind mit Schwanz zwischen 60 und 90 Zentimeter lang, graubraun und haben einen weißen, gegabelten Kehlfleck. Die Gabelung sieht man allerdings erst so richtig, wenn sie sich aufrichten. Verwechselt werden sie manchmal mit ihren Verwandten aus dem Wald, den Baummardern. Diese sind etwas schmächtiger, wesentlich seltener, haben einen gelben Kehlfleck und werden deshalb manchmal auch “Goldkehlchen” genannt. Stein- und Baummarder sind die einzigen Marderartigen, die zu den Echten Mardern zählen (die übrigens in ihrer weiteren Verwandtschaft zu den Hundeartigen gehören!). Bis auf den Fischotter (Wassermarder) und den Dachs fallen die übrigen “Artgenossen” unter die Rubrik “Stink- und Erdmarder”.
Womit wir zum Geruch oder vielmehr Duft der Steinmarder kommen: Laut Auskunft einer Fachfrau, die selbst Steinmarder aufzieht und mit ihnen lebt, haben die Tiere einen “honigartigen” Geruch an sich.
Steinmarder sind Kulturfolger und leben nicht so gerne im Offenland wie in Gebäuden. Mit ihrem Gewicht von einem bis fast zweieinhalb Kilo rumpeln sie auf einem Dachboden schon deutlich herum. Leider richten sie auch Schäden an, wenn sie sich durch die Dachisolierung scharren oder beißen, und leider hinterlassen sie auch kleine Kotwürste im Inneren. Am unbeliebtesten machen sie sich aber wohl mit dem Beißen an Kabeln und Isolierung im Auto. Hier lautet der Tipp der Marder-Fachfrau: Den Wagen möglichst nicht über Nacht woanders parken, am besten immer zuhause. Denn die Probleme treten erst auf, wenn zwei unterschiedliche Marder den Motorraum nutzen. Marder sind nämlich Einzelgänger und beanspruchen ein festes Territorium für sich. Entdeckt der Revierinhaber in seinem Bereich plötzlich den Geruch eines anderen, dreht er durch und beißt dann wütend um sich.
Ihre Vorliebe für Motorräume wird vielen Mardern zum Verhängnis. Manchmal plumpsen sie beim Losfahren zu spät unten aus dem Auto heraus und werden dann schwer verletzt oder getötet. Wer einen solchen verletzten Marder findet oder womöglich verwaiste Jungtiere, kann sich ans Marderhilfsnetz wenden.
Bildquelle: (c)Wildes Bayern - Tier des Monats: Die Marder (Steinmarder Dieter Streitmaier), (c)Dieter Streitmaier - Steinmarder juv