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Mittwoch, 12. April 2023

12. April 2023, 08:34    Webmaster

Wildunfälle haben wohl doch mehr mit Autos zu tun als mit Wild


Die Serengeti in Tansania beherbergt hohe Bestände verschiedener Wildtierarten, darunter auch Tüpfelhyänen. Anhand eines 34 Jahre umfassenden Langzeit-Datensatzes hat ein Team des Leibniz-Instituts für Zoo und Wildtierforschung jetzt analysiert, welche Faktoren zu Wildunfällen zwischen Autos und den Hyänen führen. Die Resultate sind besonders interessant vor dem Hintergrund, dass bei uns in Bayern ja laut einer Studie die Anzahl der Wildunfälle quasi widerspiegelt, ob ein Schalenwildbestand zu hoch ist. In der Serengeti kommt man zumindest für die Beutegreifer zu ganz anderen Erkenntnissen: die Merkmale der Straße und die jährlich stattfindende Wanderung der großen Huftierherden – also die Nahrungsverfügbarkeit – sind ausschlaggebend dafür, wieviel Tüpfelhyänen überfahren werden. Die Frage, wie hoch der Bestand ist, spielt keine Rolle.

Im Rahmen der Langzeitstudie fanden die Forscher:innen zwischen 1989 bis 2023 insgesamt 104 überfahrene Tüpfelhyänen. Die Serengeti ist von einem Netz von Straßen durchzogen. Hauptstraßen sind befestigte Schotterpisten, die nicht nur von Touristenfahrzeugen, Forscher:innen und Parkmitarbeiter:innen, sondern ganzjährig auch von Lastwagen, Versorgungsfahrzeugen sowie nationale Buslinien befahren werden. Daneben gibt es eine Vielzahl an unbefestigten Wildbeobachtungspfaden und Camp-Zufahrten („Tracks“).

Die Hyänen wurden häufiger auf Hauptstraßen als auf „Tracks“ überfahren, wahrscheinlich, weil auf den Hauptstraßen mehr Verkehr herrscht und die Fahrzeuge dort schneller fahren. Zum anderen variierten Zeitpunkt und Ort des tödlichen Kollisionsrisikos mit der saisonalen Wanderung der großen Huftierherden (Gnus, Zebras und Thomson-Gazellen), welche die Hauptbeutetiere der Serengeti Tüpfelhyänen sind. Die Ergebnisse stehen im Einklang mit anderen Studien, die zeigen, dass das Risiko, von einem Fahrzeug getötet zu werden, mit der Mobilität und der zurückgelegten Strecke der Tiere steigt.

Das Straßennetz in der Serengeti wird sich in den kommenden Jahrzehnten wahrscheinlich ausweiten, auch in Schutzgebieten, prognostizieren die Forscher. “Die Kenntnis der Wildunfallfaktoren wird dazu beitragen, wirksame Schutzmaßnahmen zu entwickeln, wie z. B. die Verringerung der Geschwindigkeit und der Anzahl der Fahrzeuge auf Hauptstraßen.”

Schön wäre es, wenn auch in Bayern solche Konsequenzen gezogen würden, statt immer nur noch mehr Abschüsse beim Schalenwild zu fordern. Käme der Serengeti Nationalpark auf eine ähnliche Idee, wären die Proteste sicher groß – vermutlich sogar aus Deutschland.

Die Pressemitteilung des IZW zur Originalstudie findet Ihr hier

 

Bildquelle: (c)Wildes Bayern privat - Symbolbild Wildunfall




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