Auf Initiative ihres 2014 verstorbenen Stifters Haymo G. Rethwisch fand vor genau zwanzig Jahren das 1. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung im Bundeslandwirtschaftsministerium in Bonn statt. Nun lud die Stiftung zu ihrem 10. Rotwildsymposium nach Berlin ein. Die Veranstaltung mit mehr als 150 Teilnehmern, darunter Spitzenvertreter aus Politik, Behörden, Naturschutzverbänden, Jagd sowie Land- und Forstwirtschaft, ging am Wochenende im Berliner Allianz-Forum am Brandenburger Tor erfolgreich zu Ende. Im Mittelpunkt der Veranstaltung: ein fairer und tiergerecht gestalteter Umgang mit dem Rothirsch.
„Schon immer stand der Rothirsch im Kreuzfeuer verschiedensten Interessen“, sagt Prof. Dr. Klaus Hackländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung. Jäger erfreuen sich an seinem Anblick, Artenschützer sorgen sich um seinen Lebensraum und Förster haben Angst um junge Bäume, die der Hirsch gerne verbeißt. Beim Rückblick auf die Rotwildarbeit der vergangenen 20 Jahre standen die Konflikte zwischen den unterschiedlichen Akteuren wieder im Vordergrund. „Die Rolle der Deutschen Wildtier Stiftung ist es, in diesen Konflikten die Stimme des Rothirsches zu vertreten“, so Wildtierbiologe Hackländer. „Wir setzen uns dabei besonders für eine tiergerecht ausgeübte Jagd ein, die der überlebenden Population arttypische Verhaltensweisen ermöglicht.“
Bei den vorangegangenen neun Rotwildsymposien hat die Deutsche Wildtier Stiftung jagdpolitische und -praktische Themen wie tiergerecht ausgeübte Jagdstrategien, die Jagd in Großschutzgebieten, Hegegemeinschaften oder die in einigen Bundesländern noch immer behördlich verordneten Rotwildbezirke in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt. Auf ihrem diesjährigen Symposium hat sie nun ein Zwischenfazit dieser Arbeit gezogen: Immerhin vier Bundesländer haben seit dem ersten Rotwildsymposium im Jahr 2002 formal die Rotwildbezirke abgeschafft. Tiergerechte Jagdstrategien wie Wildruhezonen und kurze Jagdzeiten haben vielerorts Einzug in die jagdliche Praxis gehalten. Doch die Herausforderungen sind auch für die Zukunft groß. Ein drängendes Beispiel ist der immer offensichtlicher werdende Verlust genetischer Variation in den verinselten Rotwildpopulationen. „Es müssen Querungshilfen, beispielsweise über Autobahnen, gebaut werden und die behördlichen Vorgaben zur Rotwildverbreitung müssen in allen Bundesländern endlich abgeschafft werden“, so Dr. Andreas Kinser, der das jagdpolitische Engagement der Stiftung seit vielen Jahren organisiert. Ein dringend notwendiger erster Schritt wäre, allen männlichen Tieren die Wanderung zwischen den Populationen zu erlauben, damit sie ihre Gene weitertragen können. Doch auch der Tierschutz bei der Rotwildjagd wird die Stiftung weiterhin beschäftigen: „Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir Strategien entwickeln, die das Verwaisen von Rotwildkälbern durch die Jagd ausschließen“, formuliert Kinser die zukünftige Agenda der Deutschen Wildtier Stiftung in Sachen Rothirsch.
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Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung
Bildquelle: (c)Deutsche Wildtier Stiftung - Rotwildsymposium 2022