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Dienstag, 01. Oktober 2024

01. Oktober 2024, 17:35    office@wildes-bayern.de

..und noch was zum Thema Zertifizierung


Zertifizierte Ware ist eine Erleichterung für uns Kunden, nicht wahr? Wer sich im Dschungel von Produktionsverfahren irgendwie schnell orientieren will, hält sich zur Not eben an einem Logo fest, das da auf dem Produkt prangt, und das bestimmte ökologische, nachhaltige oder sonstwie “umweltfreundliche” Standards verspricht.

Doch wie wir ja längst wissen, ist dieses Verfahren tückisch (siehe auch unser vorheriger Beitrag zum Thema Rauchschwalben). Denn ganz genau blicken wir Verbraucher eben doch nicht hinter die Fassaden. So zum Beispiel beim Label “PEFC”, das uns Holz und andere Produkte aus “ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Waldbewirtschaftung” verspricht. Klingt super! Ist aber längst nicht so ökologisch, wie wir denken.

Denn vor dem Zertifikat steht ein Zertifizierer oder eine Zertifiziererin. Und die haben manchmal ganz eigene Vorstellungen davon, was “ökologisch” ist, und was sie von einem Waldbesitzer verlangen, damit er das begehrte Siegel bekommt. Pech also, für die Bewohner des Forstes, wenn die privat organisierten PEFC-Zertifizierer, ihren Lebensraum nur dann PEFC-würdig sehen, wenn das Wild daraus verdrängt wird. Gerade für die kleinen Waldbesitzer und Kommunen hat sich PEFC als Standard und Voraussetzung für die Vermarktung ihres Holzes etabliert.

Nach einer Überarbeitung der Zertifizierungsregeln vor kurzer Zeit, steht nun auch der Kampf gegen das Wild bei den Kriterien ganz weit oben. Aber keine Sorge, die Zertifzierer beraten auch ihre Kunden, wie sie da punkten können: Abschüsse ordentlich hoch und wenn ein Jagdpächter nicht mitspielt, dann bitte  ab in die Eigenbewirtschaftung! Auch bei der Ausgestaltung von Jagdpachtverträgen ist der Verein PEFC behilflich .

Unter anderem sollen Jagdpachtverträge laut PEFC Waldstandard folgende Punkte enthalten:

  •  Vornahme einer angemessenen Abschussplanung und Erfüllung der Abschussfestsetzung
  •  Festlegung einer Vertragsstrafe bei Nichterfüllung des Abschusses unterhalb einer bestimmten Schwelle (z. B. 80 %) in Abhängigkeit vom Gefährdungsgrad des vegetationskundlichen Gutachtens;
  • Vereinbarung eines vorzeitigen Kündigungsrechts bei unzureichender Abschuss- erfüllung bzw. unbefriedigendem Waldzustand (z. B. überhöhter Verbiss / übermäßige Schälschäden gemäß waldbaulichem Gutachten)”
  • u. ä.

“Jagdgenossen mit PEFC-zertifizierten Wäldern sollen gegenüber dem Zertifizierer dokumentieren, dass sie in geeigneter Weise (schriftlich oder mündlich im Rahmen der Versammlungen der Jagdgenossenschaft) versucht haben, auf die Abschussfestsetzung und die Gestaltung von Jagdpachtverträgen nach o. g. Vorgaben Einfluss zu nehmen, dass sie ggf. Wildschäden geltend gemacht haben und dass sie auf einen jährlichen Waldbegang hingewirkt haben.”

Wenn man das also richtig liest, dann dürften Jäger, denen ihre Pacht und ihr Wild lieb sind, um das PEFC Logo schon mal einen weiten Bogen machen. Und ebenso Waldbesitzer, denen ein ökologisch ausgewogenes und natürliches Miteinander von Wald und Wild haben schlechte Karten. Ganz neu ist das nicht – wir haben schon 2020 mal darüber berichtet (das könnt Ihr hier nachlesen).

Aber die von ihrer Aufgabe – und Macht – beseelten Mitglieder und Mitarbeiter des “PEFC Deutschland e.V.” unterrichten ihre Kunden und die es vielleicht notgedrungen werden wollen, wie sie in den Besitz des Öko-Siegels kommen. Zum Beispiel im Rahmen einer Tagung in Norddeutschland, die am 26. September 2024 von PEFC e.V. veranstaltet wurde. Titel: “Zu viel Wild im Wald?” Übertitel: “Jagdmanagement in Eigenregie für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung”

Da dürften jedem, der vorher gedacht hat, PEFC hätte was mit ökologisch, also mit dem Wald als Ökosystem inklusive aller Pflanzen und Tiere, am Hut, die Augen aufgegangen sein. Alle Infos über diese Tagung findet Ihr hier

Nicht nur durfte da ein “Jagddienstleister” seine Dienste ausgiebig anbieten und zeigte, wie man einen Wildbestand im Wald kurz und klein bekommt. Dort wurde unter anderem die folgende hübsche Folie verwendet – eine köstliche Milchmädchenrechnung, bei der man vermutlich in den Augen mancher Waldbesitzer die Dollarzeichen aufleuchten sah:

Wir haben uns intern schon gefragt: glaubt das Försterin, die diese “Berechnung” vorstellte oder belügt sie ihre Zuhörer, damit diese Angst bekommen. Ein Vorgehen, wie wir es aus der Geschichte immer wieder kennen. Schaut in die Vorträge rein. Ist besser als jeder Gruselschocker im Fernsehen. Weitere Infos zu den Inhalten der Tagung inklusive der Vorträge findet Ihr hier

 

 

 

 

 

Bildquelle: Wildes Bayern, privat




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