Jetzt sind wir seit zwei Tagen wieder daheim, und für mich ist klar, dass es kein Argument geben kann, Bert nicht frei fliegen zu lassen. Gestern wollte ich ihn schon im Käfig auf dem Balkon schlafen lassen, aber es waren Gewitter und Sturm angesagt, also haben wir ihm noch eine kuschlige Nacht im Wohnzimmer spendiert.
Ich hab schon wieder nur gestaunt, dass er plötzlich neues Verhalten zeigt, das ich ihm nicht hätte beibringen können: Er pickt jetzt Würmer und Körner vom Käfigboden auf. Und: Er nimmt ein ausgiebiges Sandbad in der kleinen Schale in seinem Käfig. Die steht da schon fast von Anfang an drin, aber er hat sie nie wirklich beachtet. Hat ihm das jetzt ein anderer Spatz vorgemacht, oder ist das Genetik?
Heute morgen dann: Kühle und Regen. Aber was soll´s, ist ja Natur, denk ich mir, und stell den Käfig auf den überdachten Balkon. Gut gefüttert lasse ich Bert dann eine halbe Stunde später frei. Als ich gegen halb zehn zu einem Termin muss, rufe ich nochmal. Er antwortet aus der Nähe, kommt aber trotz Regens nicht her. Pech gehabt!
Vier Stunden später sieht das anders aus. Der Himmel ist dunkelgrau, gleich bricht wieder irgendwas los. Diesmal brauche ich im Garten nicht lange rufen, Bert kommt gleich angeflogen und lässt sich mehr als gerne einsammeln. Hunger!! Als ich beim Reingehen noch kurz mit meinem Nachbarn rede, schimpft der kleine Vogel in meiner Hand laut. Ich bringe ihn ins Trockene und füttere ihn – danach ist erstmal Vogelpause.
Ich lasse Bert am gleichen Nachmittag bei etwas beruhigtem Wetter wieder raus, aber er ist bald wieder da. Genauso am nächsten Morgen, als es wieder regnet. Da hält er es gerade mal eineinhalb Stunden in den tropfenden Blättern im Garten aus, dann kommt er schnurgerade auf mich zu geschwirrt und lässt sich aus der Luft pflücken. Füttern, in ein Handtuch kuscheln… “heute auf der Couch Mehlwürmer mampfen und fernsehen (also aus dem Fenster schauen)”, schreibt meine Kollegin.
Wir haben ihn wohl zu sehr verwöhnt. Jetzt ist er ein Schönwettervogel.
Bildquelle: (c)Wildes Bayern privat - Bert und der Schlechtwettereinbruch