Kann man Architektur unmittelbar mit und aus lebenden Bäumen bauen – oder wachsen lassen? Können wir uns Bauwerke als Lebewesen vorstellen, die sich fortwährend weiterentwickeln und sogar selbst reparieren können? Lässt sich Architektur als Ökosystem mit positiven Umweltwirkungen denken?
Für diesen Ansatz steht die Baubotanik, eine Form der (Landschafts-)Architektur, die durch das Zusammenspiel von technischem Fügen und pflanzlichem Wachsen entsteht. Hierzu werden Bäume gezielt in ihrem Wachstum beeinflusst, miteinander verbunden und mit nicht-lebenden Bauelementen verbunden, sodass sie zu einer pflanzlich-technische Einheit verschmelzen.
Bäume zählen nicht nur zu den größten, ältesten und komplexesten Lebewesen der Erde, sie wachsen auch extrem langsam – oft brauchen sie Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte, um ihre volle Größe zu erreichen. Damit sprengen sie die Maßstäbe des menschlichen Lebens, und ihre Zeitlichkeit steht im Widerspruch zu einem sich ständig beschleunigenden gesellschaftlichen, technologischen und ökologischen Wandel. Gleichzeitig brauchen wir sie heute mehr denn je: lokal, um uns an die neue Realität eines sich drastisch veränderten Klimas anzupassen, und global, um den Klimawandel aufzuhalten und irgendwann vielleicht sogar umzukehren.
Die neue Aussstellung „Trees, Time, Architecture!“, die am 12. März in der Pinakothek der Moderne in München eröffnet hat, untersucht anhand historischer und aktueller, internationaler Beispiele die Potenziale und Widersprüche, die ein „Bauen auf Baum“ in Architektur und Landschaftsarchitektur mit sich bringt. Die Ausstellung beleuchtet das Spannungsfeld zwischen der Langsamkeit, mit der Bäume wachsen, und der Dringlichkeit, hier und jetzt Antworten auf brennende ökologische und gesellschaftliche Fragen zu finden.
Alle Infos zur Ausstellung „Trees, Time, Architecture“ findet Ihr hier
Aus den Luftwurzeln des Gummibaums bilden die Khasi-People in Indien lebende Brücken.
Bildquelle: © TUM, Foto: Kristina Pujkilovic, Ferdinand Ludwig