Blogpost
Montag, 13. Oktober 2025

Scrollicon
Das Foto zeigt ein Gams-Maskottchen auf einer Messe, hinter dem eine blonde Frau hervor schaut, daneben ein Kind
13. Oktober 2025, 10:03    office@wildes-bayern.de

Das Wurmloch von Grünau oder: der Triumph des Trittbretts UPDATED


Am vergangenen Wochenende präsentierte sich Wildes Bayern auf den Jagd- und Schützentagen im Schloss Grünau bei Neuburg. Wir hatten hervorragenden Zulauf, viele gute Gespräche und neue Kontakte, von denen zahlreiche unseren Newsletter abonnierten oder sich für eine Mitgliedschaft interessierten. Am meisten haben wir uns über jene Besucher gefreut, die an den Stand kamen, um uns für unseren Einsatz fürs Wild zu danken – unsererseits herzlichen Dank dafür!

Ein riesiger Dank gebührt natürlich auch unseren tollen Helfern, vom Aufbau über die Standbetreuung bis zum Abbau. Ohne Euch wäre der Auftritt nicht möglich gewesen. DANKE!

Mit in unserem Messezelt waren zahlreiche Jagdverbände, wie aus Baden-Württemberg, Tirol und anderen Regionen, mit denen wir hervorragend netzwerken konnten. Auch für viel Kinder war unser Stand beliebtes Ziel, was uns sehr gefreut hat. Alles kam uns ganz wunderbar und normal vor!

Doch dann das. Direkt neben unserem Stand entdeckten wir: Ein Wurmloch – quasi der direkte Weg in ein Paralleluniversum. Denn dort an der Stirnseite befand sich der Auftritt des Bayerischen Jagdverbands – und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dort wurde auf Flyern ein wundersames Tier vorgestellt, das zwar – wie die Alpengams – Gams heißt, aber schon nach 2 – 3 Jahren geschlechtsreif wird, ab Mai seine Kitze (1-2!) setzt und – man höre und staune – 2025 in ganz Bayern eine echte Schonzeit gehabt haben soll. Wie seine Jagdzeit ausschaut, wusste auf Nachfragen selbst die Hochwild-Expertin des „Jagdverbands“ nicht auf Anhieb – ein weiteres eindeutiges Zeichen, dass es sich hier um eine völlig neue Art aus einer anderen Welt handeln muss.

Wir kamen zu dem Schluss: Die Gams, wir wir sie kennen, kann es nicht sein. Der Messe-Stand des Bayerischen Jagdverbandes war vermutlich durch dieses Wurmloch, auch Einstein-Rosen-Brücke genannt (nach Albert Einstein) in ein Parallel-Universum gerutscht.

Trat man von der realen Welt durch diese Brücke in die Welt des BJV ein, taten sich weitere, völlig neue Erkenntnisse auf. Der BJV, der noch im Sommer 2024 die Regierung von Oberbayern bei der aktuellen Erstellung der neuen Schonzeitverordnung für Sanierungsgebiete unterstützte und gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten Flächen für die Todeszonen auswählte, feierte sich in Grünau als Retter des Gamswildes.

Screenshot einer Pressemitteilung zur Schonzeitverordnung

Pressemeldung des BJV aus dem Sommer 2024

 

„Wir haben es geschafft!“ titelten die PR-Fachkräfte des Verbandes jetzt also auf Faltblättern und Info-Täfelchen. „Dank der Initiative des BJV gibt es für die Gams in ganz Bayern erstmals seit 30 Jahren wieder eine echte Schonzeit!“ (Dazu verteilten die Strategen übrigens kleine Anstecknadeln, auf deren Etikett zudem zu lesen war, dass dieses Produkt aus der Jagdabgabe gefördert wurde – also aus Mitteln, die genau jenes Ministerium vergibt, das für die desaströse Schonzeitverordnung zuständig war – Zusammenhänge, die wohl nur die höherer Physik erklären kann, bodenständiges Denken steigt da vollständig aus… ).

Egal, aber die Botschaft hört sich klasse an, oder? Stimmt aber leider nur im Parallel-Universum des Jagdverbandes. Denn nicht nur haben die Gams im schwäbischen Oberallgäu nach wie vor auf den wichtigsten Wintereinständen keine Schonzeit. Auch in Oberbayern hatte nicht der Jagdverband, sondern Privatleute, wie Dr. Hubertus Rechberg und seit 2019 auch „Wildes Bayern“ gegen die Verordnungen geklagt und schließlich nach langem Instanzenweg vor dem höchsten Verwaltungsgericht in Leipzig Recht bekommen – die Schonzeitaufhebungsverordnungen waren allesamt rechtswidrig gewesen!

Einen Tag nach Inkrafttreten der neuen, vom BJV noch mitverhandelten Verordnung im Dezember 2024 hat Wildes Bayern erneut dagegen geklagt, und sie musste im März 2025 von der Regierung von Oberbayern zurückgenommen werden.

Erst da – nach irdischer Zeitrechnung, wohlgemerkt – hat ein Jagdverband offenbar endlich mitbekommen, woher der Wind weht, hat sich blitzeschnelle in sein Raumschiff, bzw. auf unser Trittbrett gesetzt und wenige Tage nach unserer Klage einen sogenannten Eilantrag bei Gericht eingereicht. Das Gericht hat den Vollzug der neuen Verordnung ausgesetzt, weil schon von Weitem erkennbar war, dass auch sie vor Gericht nicht halten würde.

So weit die Fakten in dieser Realität. Jenseits des Wurmlochs in Halle 5 Grünau dagegen erklärte die „Hochwild-Referentin“ des Bayerischen Jagdverbandes neugierigen Gästen, dass Wildes Bayern mit seiner Klage gegen die Schonzeitaufhebungsverordnung „krachend gescheitert“ sei. Und die Schonzeitaufhebungen im Oberallgäu … nun, das Oberallgäu liege vermutlich in Baden-Württemberg.

Uns vom Wilden Bayern hat an diesem Auftritt hinterm Wurmloch natürlich besonders amüsiert, wie ein Verband über 50.000 Mitgliedern versucht, ein Trittbrett als Porsche zu verkaufen. Wir sind gespannt, wieviele diesmal wieder auf dem Leim kleben bleiben. Wildes Bayern jedenfalls hält sich lieber an die Realität und passt auf unsere Wildtiere auf, denn Schindluder und Missbrauch finden ganz konkret vor unserer Haustüre statt. Die Galaxien des Selbstlobs und der magischen Trittbrett-Tricks überlassen wir zur Exploration gerne anderen Verbänden.

Hier könnt Ihr Euch in einem Youtube-Video von Teppe und Schwenen nochmal über die Position des Bayerischen Jagdverbands vor einem Jahr informieren: Großes Kooperationsbestreben, die Schonzeitaufhebungsverordnung gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten voran zu bringen. Davon, dass er an einer offenbar nicht rechtmäßigen Verordnung mitarbeitete, hatte der BJV-Präsident und -Rechtsanwalt damals wohl noch überhaupt keine Vorstellung…

 

 

 

Bildquelle: Wildes Bayern, Screenshot www.jagd-bayern.de




Ninja Winter schrieb:


Kann aus persönlicher vor Ort Erfahrung ALLES bestätigen!

Antworten
Ernst Weidenbusch schrieb:


Sehr geehrte Frau Dr. Miller,
natürlich können Sie in Sachfragen anderer Meinung sein als der Bayerische Jagdverband oder die Wissenschaft und ebenso können Sie – von uns umkommentiert – Ihre alternativen Fakten veröffentlichen.
Es geht allerdings erheblich zu weit, wenn Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes diffamieren.

Antworten
Annemarie Schwintuchowski schrieb:


Sehr geehrter Herr Weidenbusch!
Wo bitte sind die „alternativen Fakten“, die Frau Dr. Miller veröffentlicht haben soll? Ich kann in dem Blog-Beitrag keine entdecken. Was zu den Gerichtsverfahren berichtet wird, ist zutreffend, wie ich aus eigener Kenntnis weiß. Ebensowenig kann ich erkennen, in welchen Punkten Frau Dr. Miller von die Gams betreffenden wissenschaftlichen Erkenntnissen abweicht resp. diese ignoriert. Den Wahrheitsbeweis dieser Behauptungen zu erbringen, dürfte Ihnen nach meiner Einschätzung unmöglich sein.
Was ich nicht verstehe: wenn es doch dem BJV so sehr am Herzen liegt, sich für das Lebensrecht und die Zukunft der Gams einzusetzen, was gar nicht hoch genug bewertet werden kann, dann wird die Richtigkeit und Wichtigkeit dieses Einsatzes doch nicht dadurch weniger wert, dass die durch den unbeirrbaren langjährigen Kampf von Herrn Dr. Rechberg, der dankenswerter Weise nach seinem Tod von seiner Familie weitergeführt wurde und im gegen die Schonzeitaufhebungs-Verordnung von 2019 im Schulterschluss mit dem Wilden Bayern über lange Zeit und mit erheblichen Kosten ! erfolgte, erstrittene Grundsatzentscheidung des Bundesverwaltungsgerichts rechtliche Klarheit gebracht hat, auf der sich nun aufbauen lässt!
Warum also diese von mir als Anfeindungen empfundenen Vorwürfe statt eines gemeinsamen Kampfes für Gams, Rot- und Rehwild????

Antworten
Schreibe einen Kommentar zu Ninja Winter Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.






Weitere Beiträge zu diesem und verwandten Themen finden Sie hier:

UPDATE Böllerverbot: Petition weiter teilen und unterschreiben!

FILMTIPP: Berührende Gedanken zur Jagd auf Gams

München: Wildes Bayern stoppt Baumfällungen UPDATE

UPDATE 21. November – Führung „Neuperlach der Tiere“

Warum kein Gamsbock zwischen 4 und 12 Jahren sterben sollte

Jetzt Mitglied werden und kostenlos die Messe in Grünau besuchen!

Ferien-Malwettbewerb – hier kommen die Gewinner!

Wildtiere und Natur – Gemäldeausstellung im Nationalpark Bayerischer Wald

15. bis 19. Oktober Bergfilm-Festival: Tipps und Kartenverlosung

Vom Schuss auf die lebende Gamsscheibe

Hirsche schützen heißt auch Wanderungen bewahren!

Wundersame Reviervermehrung im Forstbetrieb Berchtesgaden UPDATE

Landkreis Miesbach – biketrails statt Birkhühner?

UPDATE Modernisierung, vierter Streich: Weg mit lästigen Berichten!

Rotwild-Forum Werra-Fulda fordert Jagdbeginn nicht vor 1. Mai

Gamskitze: süß, aber unter Stress

Maul- und Klauenseuche: Gefahr scheint gebannt

Herdenschutzzäune sind Todesfallen! UPDATE VIDEO

Gams in Tirol und Vorarlberg – der Kampf geht in die nächste Runde

Wie EU-Rechts-konform ist das Jagdgesetz Oberösterreich? UPDATE

Umgang mit dem Muffelwild in Rheinland-Pfalz

UPDATE: Warum die Jagd im April der falsche Weg ist

UPDATE Schonzeitaufhebung – nächster Etappensieg, doch der Kampf geht weiter

Setz-, Brut- und Aufzuchtzeit – bitte Hunde anleinen und Katzen ins Haus!

Warum im Klimawandel Murmeltiere erfrieren können

Schonzeit der Rehe muss auch in Hof erhalten bleiben!

Füssener Jagd-Chef Pauly torpediert gesetzeskonforme Hegeschau

Osterfeuer bitte wildtiergerecht!

Nach Starkregen: Rehe starben an Lungenentzündung

Veranstaltungstipp: Vortrag Dr. Christine Miller 19. März in Nürnberg






Aktuelle Informationen



Wie versprochen - hier kommen unsere Kinderbuchtipps! Wir haben es versprochen, und diesmal hats geklappt: Zu Nikolaus präsentieren wir Ihnen ein ganzes Bündel schöner Naturbücher für Kinder,…

Freitag, 05. Dezember 2025
Jetzt lesen
UPDATE ForstBW - Wildes Bayern stellt Strafanzeige Der Fall der zwei erlegten Rotwild-Muttertiere bei einer Jagd im Forstbezirk Westlicher Schwarzwald hat jetzt ein juristisches Nachspiel: Wir haben…

Freitag, 05. Dezember 2025
Jetzt lesen
UPDATE Jagdgesetz: Das Marode wird zementiert Die offizielle Einladung zur Stellungnahme kam vor wenigen Tagen: das neue Jagdgesetz nun wieder einen Mikro-Schritt weiter - die Minister…

Donnerstag, 04. Dezember 2025
Jetzt lesen

Mitglied werden