„Wir haben 66 Hektar Spielwiese für 54 Klassen“, so rühmt sich ein Förster in Eggenfelden anlässlich der „Waldjugendspiele“, die das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landau/Isar-Pfarrkirchen für dritte Schulklassen aus dem ganzen Landkreis Rottal-Inn veranstaltet hat. Blöd nur, dass die 66 Hektar, nämlich der Bürgerwald der Stadt Eggenfelden, trotz ihrer hohen Erschließung auch für zahlreiche Wildtiere das Heim und ihr Lebensraum sind, und dass Ruhe und Störungsfreiheit jetzt in der Brut- und Aufzuchtzeit wirklich wichtig wären.
Für eine Geiß, die ihr Kitz versorgen muss, für die abgelegten und in ihrem Versteck ausharrenden Kitze aber auch für jeden brütenden Vogel ist es eine Katastrophe, wenn an vier Tagen hintereinander eine Rekordzahl von 13 bis 14 Schulklassen (!) durch die Einstände toben, wofür sich das Amt lobend auf die Schulter klopft. Für die Jungtiere kann es tödlich ausgehen, weil die Eltern nicht mehr zur Versorgung an den Brut- oder Setzplatz zurückkehren oder die panische Flucht zu Verkehrsunfällen führt (wie bereits geschehen).
Überfahrene Rehkitze
Statt den Kindern Umsicht und Rücksichtsnahme in der Natur zu vermitteln, mimte lieber ein Förster den Robin Hood und jagte mit ihnen nach versteckten, goldenen Nuggets.
Es war eine weise Einsicht, dass der Forstamtsleiter den Kindern vermittelte, die Natur brauche uns Menschen nicht. Stimmt – schon gar keine Förster, die ihre Bedürfnisse missachten, wie in diesem Fall mal wieder geschehen – ob nun kostümiert oder in Dienstkleidung.
Wildes Bayern hat bei der Unteren Naturschutzbehörde angefragt, wie diese die Veranstaltung vorab rechtlich bewertet hat. Ggf. werden wir dann rechtliche Schritte einleiten. Denn Umweltbildung, die uns besonders am Herzen liegt, geht eindeutig anders!
Bildquelle: Passauer Neue Presse, privat, E. Horak