Eine neue Studie mit Beteiligung der Vogelwarte Sempach hat verglichen, ob im Wald nistende Kohlmeisen genauso viele Jungvögel in die Welt bringen wie solche, die in der Stadt leben. Dabei fanden die Forschenden heraus, dass prinzipiell mehr Junge schlüpften, wenn die Kohlmeisen während der Nacht konstant die Eier wärmten. Die Studie zeigte jedoch einen starken Unterschied zwischen Stadt und Wald: In der Stadt schlüpften deutlich weniger Junge. Der wahrscheinlichste Grund dafür war die Lichtverschmutzung. Brütende Kohlmeisen in der Stadt waren nachts umso unruhiger, je heller ihre Neststandorte erleuchtet waren, und wärmten deshalb die Eier weniger konstant.
Diese Resultate lassen aufhorchen: Selbst häufige und gut an den Menschen angepasste Vögel wie die Kohlmeise können durch nächtliches Licht gestört werden. Umso wichtiger ist es, dass wir für nachtaktive und weniger anpassungsfähige Tiere wie Eulen und Fledermäuse dunkle Orte erhalten.
Lichtverschmutzung wirkt auch auf andere Weise schädlich auf die Vogelwelt. Jetzt im Frühling kommen die Zugvögel aus ihren Winterquartieren zurück. Sie orientieren sich unter anderem an den Sternen und sind entsprechend auf ihrer Reise auf einen sternenklaren Nachthimmel angewiesen. Gerade in Nächten mit Nebel oder dichten Wolken kann Lichtverschmutzung ihren Orientierungssinn trüben. Der Ausdruck «Ein Unterschied wie Tag und Nacht» entspricht in unserer Zeit immer weniger der Realität. Um Lichtverschmutzung zu verringern, sollte deshalb Licht nur dort eingesetzt werden, wo es wirklich gebraucht wird.
Die Vogelwarte Sempach arbeitet mit ihrem Projekt „Zug bei Lichtverschmutzung“ an der Erforschung der Zusammenhänge. Das Projekt läuft noch bis 2026. Eine weitere Studie, die in diesem Rahmen gelaufen ist, war eine Fallstudie am so genannten Postturm in Bonn – einem nachts hell erleuchteten, 41-stöckigen Hochhaus. An diesem Beispiel konnte gut aufgezeigt werden, dass das Licht der Hauptgrund für zahlreiche Vogelschläge war. Wetter oder andere Faktoren spielten kaum eine Rolle.
Die vollständige Pressemitteilung der Vogelwarte zu den Wald- und Stadtmeisen findet Ihr hier
Eine kurze Info zur Studie am Bonner Postturm findet Ihr hier
Die Studie in englischer Sprache findet Ihr hier
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Bildquelle: Ruiterlijk/Pixabay