Nach der Paarung im Mai geht ein Haselmann wieder seine eigenen Wege. Im Juni wirft seine Partnerin dann die Jungen, im Durchschnitt etwa 4 Stück, die jungen, leichten Weibchen etwas weniger, die alten etwas mehr. In besonders guten Lebensräumen können sie sogar zwei Würfe im Jahr groß ziehen.
Nach vier bis sechs Wochen sind die jungen Haselmäuse selbständig und beeilen sich, ausreichend Fett für den Winterschlaf auf die Rippen zu bringen: Mindestens 30 Gramm sollten sie dann auf die (Brief-) Waage bekommen. Dazu müssen sie fleißig fressen – und das hat ihren Ruf und ihre Beliebtheit lange schwer beeinträchtigt.
Auf den berüchtigten Forstschädling waren früher sogar Kopfprämien ausgesetzt. Diese Zeiten sind vorbei, doch trotz seines ansprechenden Äußeren hat die kleine, etwa daumengroße Haselmaus auch heute nicht nur Freunde.
Dabei hat der kleinste Bilch alles, um auf den ersten Blick zu bezaubern: Kleine, schwarze Kopfaugen, ein leuchtend goldfarbenes Fell und einen buschigen, langen Stützschwanz, den er geschickt um kleine Äste und Zweige wickelt, wenn er sich in Hecken und Sträuchern an Baumfrüchten oder eben auch Rinde und Knospen satt isst. Dabei kann er mit seinen Vorderpfoten mit den beweglichen Daumen wie mit kleinen Händen dünne Stämme und Zweige umklammern.
Obwohl er in seinem Äußeren einer Maus ähnelt, ist er im Inneren ganz anders gebaut. Ausgesprochen standorttreu kann er keine Massenvermehrungen bei gutem Nahrungsangebot aufweisen, seine Populationsdichten bleiben konstant und niedrig bei weniger als 10 Tieren je Hektar. Dafür ist seine Lebenserwartung ein Vielfaches von dem einer echten Maus. Bis zu sechs Jahre kann die Haselmaus alt werden. Am wohlsten fühlt sie sich in jungen Laub- und Mischwälder, Hecken, Auwäldern und Gebüschen bis hinauf zur Baumgrenze.
Doch Durchforstungen und Wegebau zerschneiden die Lebensräume für den kleinen Bilch. Heute bieten ihnen vor allem sogenannte Energiewälder neue gute Lebensräume. Auch in der Nahrungswahl sind die Klein-Bilche äußerst vielseitig: Hauptsache, es ist energiereich und auf und um Holzgewächse zu finden: von Knospe über Blatt, Frucht und Rinde bis hin zu Baumsäften. Dazu noch ein gelegentlicher Happen tierisches Eiweiß, und der Haselmaus -Tisch ist reich gedeckt.
Doch die Kleinheit fordert auch ihren Preis. Hungern und Frieren kann der kleine Kletterakrobat nicht. Deshalb sinkt er nicht nur im Herbst in einen echten Winterschlaf. Im Sommer legen Haselmäuse im dichten Zweiggewirr kleine, faustgroße Kugelnester aus Gräsern, Laub, Moos und Rindenstückchen an.
Meldung aus dem September 2024: Wo die Haselmaus gerne haust
Beim Stöbern sind wir zufällig auf diesen Beitrag über ein Lieblingstier des Wilden Bayern gestoßen: die Haselmaus. Wissenschaftler haben vor einigen Jahren in Oberfranken ein neues Modell an Niströhren für die seltene, geschützte Art getestet und bei dieser Gelegenheit jede Menge Daten über ihren Lebensraum gesammelt.
Die damals neue Plastik-Niströhre mit einem Tetrapak-Wohnzimmer drin entstammte übrigens der Tatsache, dass auf einem Bauhof immer wieder Kleinsäuger in ähnlichen Zylindern ihre Nester bauten! Daraus leitete ein Wissenschaftler dieses Modell ab und erreichte beim Ausbringen der Shabby-chic-Wohnröhren auf Anhieb eine Einzugsrate von fast 40 Prozent. Vielleicht ist die gar nicht so schwer zum Nachbauen, und jeder von uns könnte mal so eine Haselmaus-Wohnröhre im Garten haben?
Weiter zeigte sich, dass die Haselmäuse sehr gerne Brombeeren als Nahrungsquelle im näheren Umfeld haben, sowie bestimmte Weiden und Birken. Überhaupt ist die Deckung durch eine Baumschicht fast wichtiger als das Vorhandensein einer Hecke. Diese Information wurde allerdings in weiteren Studien aus dem Jahr 2024 verfeinert – siehe unten.
Und zur Überraschung der Forscher waren die Haselmäuse auch überhaupt nicht empfindlich, wenn sie in einem Röhricht-Bestand nisteten und dieser hin und wieder überflutet wurde.
Mehr spannende Details über die Haselmaus-Studie findet Ihr hier
und hier findet Ihr die detailliertere Lebensraum-Studien-Zusammenfassung aus dem Jahr 2024
Bildquelle: Emanuele Santarelli/Wikipedia CC BY-SA 4.0Emanuele Santarelli/Wikipedia CC BY-SA 4.0