Mahd und Beweidung sind absolut wichtige Methoden, um artenreiche Wiesen und Weiden zu erhalten. Aber manchmal kann weniger auch mehr sein: Rotierend wechselnde Insektenschutzstreifen, auch bekannt als Altgrasstreifen, in den gemähten Flächen stellen wertvolle Rückzugsräume und Entwicklungshabitate für zahlreiche Organismen dar. Im Sommer sind Insektenschutzstreifen für Schmetterlingsarten und Heuschrecken wichtige Rückzugs- und Entwicklungshabitate und locken mit ihrem Blütenreichtum auch viele andere Arthropoden an. In den Wintermonaten sind sie wertvolle Überwinterungshabitate – besonders für Tagfalter und Spinnen.
ANLiegen Natur hat eine Literaturauswertung veröffentlicht, bei der untersucht wurde, wie Heuschrecken, Tagfalter, Laufkäfer, Hummeln und Spinnen auf Mahd bzw. auf nicht gemähte Bereiche reagieren. Das Resultat: Temporär nicht gemähte Teilflächen jeder Größe und Form haben eine positive Wirkung sowohl auf die Artenvielfalt als auch die Biomasse von Arthropoden. Allerdings reagieren die verschiedenen Tiergruppen sehr unterschiedlich auf den Zeitpunkt der Mahd oder Beweidung. Heuschrecken zum Beispiel sind besonders im Sommer sehr negativ von einer Mahd betroffen, einige Spinnen sowie Tagfalter dagegen im Winter.
Für gering- bis mittelwüchsige Standorte schlagen die Wissenschaftler vor, die Insektenschutzstreifen einjährig stehen zu lassen und im Folgejahr ab April wieder mitzunutzen, damit sie nicht zu sehr verunkrauten oder sogar verbrachen, sich also vielleicht erste Büsche ansiedeln. Gleichzeitig sollte an anderer Stelle ein neuer Streifen angelegt werden. Wichtig: Eine Mahd im Winter ist immer zu vermeiden!
Weitere Tipps für die Praxis sind:
• Bei intensiver Bewirtschaftung mit mehr als 4 Mahdterminen im Jahr kann man sich entschließen, Sommer- oder Winterrefugien stehen zu lassen.
• Denkbar sind auch räumliche Kombinationen: Sommer- und Winterrefugien können auch auf der Fläche rotierend durchgeführt werden.
• Neben Fördermöglichkeiten bieten die Streifen auch Vorteile bei der Bewirtschaftung, wenn zum Beispiel die Streifen dort etabliert werden, wo es ohnehin schwierig ist zu mähen, wie auf spitz zulaufenden Flächen, entlang von Zäunen, an Böschungen, unter Bäumen. Dann können sie sogar eine Arbeitserleichterung darstellen.
• Insektenschutzstreifen auf sehr windigen oder trockenen Standorten können auch dazu beitragen, Feuchtigkeit im Boden zu halten und das umliegende Mikroklima positiv zu beeinflussen. Außerdem können sie als Erosionsfänger von verwehten oder ausgeschwemmten Ackerböden der Nachbarflächen dienen.
Eine Broschüre zur Anlage von Insektenschutzstreifen findet Ihr hier
Den vollständigen Bericht über die Studie in ANLiegen Natur findet Ihr hier
Bildquelle: Viktoria Angerer