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Donnerstag, 13. März 2025

13. März 2025, 15:17    Christine Miller

UPDATE Alpenschneehase: Der Märzwahnsinn grassiert!


Der März ist für Alpenschneehasen eine besonders hektische und kräftezehrende Zeit: Die sogenannte „March Madness“, zu Deutsch „der Märzwahnsinn“, hat die Hasen im Hochgebirge erfasst. Das Tier des Jahres ist im Liebestaumel – und der ist wild. In der Paarungszeit, die im März einen Höhepunkt erreicht und bis in den Juni andauern kann, verfolgen die Männchen die Weibchen schnell und unermüdlich – und das sogar am helllichten Tag. So berichtet es die Deutsche Wildtier Stiftung in einer Pressemitteilung.

Oft werden die Häsinnen von mehreren Verehrern gleichzeitig umgarnt. Um den stärksten Hasen zu ermitteln und sicher zu gehen, dass der Nachwuchs einen Vater mit guten Genen bekommt, testet die Häsin den Hasen in einem hitzigen Boxkampf: Wie im Boxring springen Hase und Häsin auf den Hinterläufen umeinander herum und teilen Hiebe aus. Nur kräftige Rammler halten dies durch und werden von den Weibchen zur Paarung zugelassen.

Häsinnen können während einer Tragezeit von etwa 50 Tagen in seltenen Fällen sogar nochmals befruchtet werden. Dann befinden sich Junghasen unterschiedlicher Entwicklungsstadien zeitgleich in der Gebärmutter und der Abstand zwischen zwei Geburtsereignissen verkürzt sich trotz vergleichsweiser langer Trächtigkeit deutlich – diesen Trick von Mutter Natur nennt man Superfötation oder Schachtelträchtigkeit.

Zusätzlich zum innerartlichen Stress kommt noch eine weitere Belastung auf die Schneehasen zu: Der Schnee- und Skitourismus. Gerade in den Höhenlagen dringen immer mehr Wintersportler in die Rückzugsgebiete der Alpenschneehasen ein. Doch jede Störung durch Menschen bedeutet zusätzliche Belastung: Aufgeschreckte Hasen müssen flüchten, verbrauchen dabei wertvolle Energie.

„Studien deuten darauf hin, dass ein hoher Stresslevel die Fortpflanzungsquote senkt“, sagt Lea-Carina Hinrichs, Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Ob es weniger erfolgreiche Paarungen oder eine geringere Überlebensrate der Jungtiere gibt, ist Gegenstand aktueller Forschung. Und durch den Klimawandel hat der Schneehase mit weiteren Widrigkeiten zu kämpfen. Denn sein Lebensraum verändert sich: Eine geschlossene Schneedecke gibt es immer weniger und nur in immer höheren Lagen. Dadurch schrumpfen die Rückzugsräume, in denen der Alpenschneehase mit seinem weißen Winterfell gute Deckung findet – Fressfeinde wie Steinadler oder Fuchs haben leichtes Spiel.

Die Alpenschneehasen, die den Winter überstanden haben, sind jetzt im März mit Geduld und dem nötigen Respekt für die Tiere zu beobachten – bei ihren verrückten Paarungsritualen in ihrer wilden, rastlosen „March Madness“.

Die Deutsche Wildtier Stiftung sucht weiterhin Meldungen von Alpenschneehasen! Alle Infos siehe unten.

 

Meldung vom 21. Januar 2025

Braune Augen, breite Pfoten, weißes Fell – das sind charakteristische Merkmale des Alpenschneehasen, das Tier des Jahres 2025. Die Deutsche Wildtier Stiftung wiederholt ihren Aufruf und ihre Bitte, Ausschau nach diesem seltenen Bewohner der Alpen zu halten.

 

Bürgerinnen und Bürger, die bis Ende März Anfang März im deutschen Alpenraum unterwegs sind, können mithelfen, wissenschaftliche Grundlagenforschung zu betreiben. Um die Suche nach dem Schneehasen zu befeuern, hat die Stiftung Fahndungsplakate mit dem Konterfei des Schneehasen erstellt. Sie können hier kostenlos heruntergeladen, ausgedruckt oder online geteilt werden. Angesprochen sind Bergtouristen, aber auch Menschen, die auf dem Berg arbeiten, Gastronomen, Förster oder Jäger.

Doch die Zeit drängt: Nur im Winter stehen die Chancen für Laien gut, den Schneehasen zu entdecken. Sein charakteristisches weißes Fell, das ihn im Schnee perfekt tarnt, wechselt mit dem Frühling in ein unauffälliges Braun. Der Fellwechsel hängt von der Veränderung der Tageslänge ab, die Geschwindigkeit des Wechsels wiederum von der Außentemperatur. Ab dem Spätfrühling wird es schwieriger, ihn von seinen Verwandten, den Feldhasen, zu unterscheiden. Das braune Haarkleid schützt den Schneehasen in der schneelosen Berglandlandschaft vor Fressfeinden, dem Fuchs zum Beispiel.

Die Suche nach dem Alpenschneehasen ist nicht nur spannend, sondern auch wichtig: Sie liefert dringend benötigte Daten für die Grundlagenforschung. Denn über die Population des Schneehasen in Deutschland ist bislang kaum etwas bekannt, und seine scheue Lebensweise und sein alpiner Lebensraum erschweren die Forschung. „Um Schutzmaßnahmen für den Schneehasen zu entwickeln, die greifen könnten, müssen wir erst herausfinden, wo genau er sich aufhält“, sagt Lea-Carina Hinrichs, Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung.

Bis Ende März 2025 bittet die Stiftung darum, Sichtungen von weißen Alpenschneehasen unter der E-Mail-Adresse Schneehase@DeutscheWildtierStiftung.de zu melden. Dabei sind möglichst genaue Angaben hilfreich: Standort (am besten in Form von Geodaten), Datum und Uhrzeit der Sichtung, die Anzahl der Tiere sowie, wenn möglich, ein Foto.

Und wo findet man den Schneehasen am besten? Sonnenauf- und Untergangsliebhaber haben die größten Chancen, einen zu entdecken. Ab einer Höhe von 1 300 Metern, an Rändern von Wäldern und in der Nähe von dichter Strauchvegetation hält er sich auf. Die Rinde von Weiden, aber auch Blätter von Brombeer- und Himbeersträuchern, ebenso die Rinde und Nadeln von Fichten gehören zu seinen Lieblingsspeisen. Wer beispielsweise bei Sonnenaufgang auf eine Bergtour geht, könnte mit etwas Glück einen Schneehasen beim Frühstück beobachten.

 

Meldung vom 7. Januar 2025

Die Deutsche Wildtier-Stiftung lud am 7. Januar 2025 von 18 bis 19 Uhr ein zu einem Webinar über den Alpenschneehasen:

„Der Alpenschneehase wurde in Deutschland zum Tier des Jahres 2025 gekürt. Bedingt durch seinen für Menschen schwer zugänglichen Lebensraum und seine heimliche Lebensweise ist nur wenig über Verhalten und Vorkommen des Alpenbewohners bekannt. Gleichzeitig ist es faszinierend, wie gut der Schneehase an das Hochgebirge angepasst ist. Durch seinen Fellwechsel von braun im Sommer zu weiß im Winter ist er perfekt getarnt. Doch was passiert, wenn der Schnee im Winter ausbleibt? Passen sie ihren Fellwechsel an oder verschieben sie ihren Lebensraum in höhere Lagen? Und wie sieht für das Tier des Jahres die Zukunft vor dem Hintergrund des Klimawandels aus?

Prof. Dr. Klaus Hackländer, Wildtierbiologe und Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung, stellt im Wildtier-Webinar das geheime Leben der Schneehasen vor, insbesondere seine Anpassungen an den alpinen Lebensraum. Im Anschluss an den Vortrag können Sie wie immer Fragen stellen.“

Hier findet Ihr einen schönen Hörbeitrag des WDR über den Schneehasen als Wildtier des Jahres 2025 der Deutschen Wildtier Stiftung

 

Ursprüngliche Meldung vom 3. Dezember 2024

Das meldet uns die Deutsche Wildtier Stiftung: „Der Alpenschneehase (Lepus timidus varronis) ist ein faszinierender Gestaltwandler. Jetzt haben ihn die Spenderinnen und Spender der Deutschen Wildtier Stiftung zum Tier des Jahres 2025 gewählt. Drei Tiere aus dem deutschen Alpenraum standen zur Wahl. Am Ende konnte sich der Schneehase klar gegen seine Mitbewerber Alpenmurmeltier und Alpensteinbock durchsetzen.

„Mit der Ernennung des Alpenschneehasen zum Tier des Jahres 2025 möchten wir auf eine faszinierende und extrem seltene Tierart aufmerksam machen und die Grundlage für ihren wirksamen Schutz schaffen“, sagt Prof. Dr. Klaus Hackländer, Wildtierbiologe und Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg. Der Alpenschneehase wird auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands als „extrem selten“ geführt. Er lebt in Höhenlagen ab 1.300 Metern und zeigt sich nur sehr selten – egal, zu welcher Jahreszeit. Er ist das Chamäleon unter den Hasen und perfekt an den alpinen Lebensraum angepasst.

Vor dem Winter weicht sein braunes Haarkleid einem weißen Fell. Dieses dient nicht nur der Tarnung, sondern isoliert auch besonders gut, da die weißen Haare luftgefüllt sind. Doch der alpine Spezialist hat es in Deutschland zunehmend schwer. Als eine an die Kälte angepasste Art macht dem Alpenschneehasen vor allem der Klimawandel zu schaffen, der in den Alpen besonders stark zu spüren ist und für steigende Temperaturen sorgt. Niederschläge verändern sich und die Schneefallgrenze verlagert sich nach oben.

Zudem beeinträchtigen menschliche Aktivitäten wie Ski- und Freizeittourismus die Rückzugsorte des Schneehasen. „Schneehasen brauchen beruhigte alpine Bereiche“, sagt Hackländer. „Die Nähe von uns Menschen führt bei den Tieren zu Stress, der wiederum auf Kosten des Immunsystems und der Kondition geht und die Überlebenschancen verringert.“ Wer in den Bergen unterwegs ist, sollte sich unbedingt an das Wegegebot halten und in den Skigebieten die Pisten und Loipen nicht verlassen. Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich dafür ein, nach dem Vorbild mancher europäischer Nachbarländer Wildschongebiete in Deutschland auszuweisen, in denen neben der Jagd auch Tourismus und Wintersport begrenzt werden.

Über die Population des Alpenschneehasen in Deutschland liegen kaum Daten vor. Hier will die Deutsche Wildtier Stiftung ansetzen und 2025 mit der systematischen Erfassung des Alpenbewohners beginnen. Ziel ist es, wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen, um daraus langfristige Schutzmaßnahmen für den Alpenschneehasen und andere Wildtiere in den Alpen zu entwickeln und den Lebensraum der Alpenschneehasen zu bewahren.

Darum bittet die Stiftung um Mithilfe und ruft dazu auf, von Dezember bis Ende Februar 2025 Sichtungen von Alpenschneehasen unter Schneehase@DeutscheWildtierStiftung.de zu melden. Benötigt werden folgende Informationen: Standort in Form von Geodaten, Datum und Uhrzeit, Anzahl der Tiere und nach Möglichkeit ein Fotobeleg. Die Daten werden gesammelt, um daraus Erkenntnisse über die Verbreitung der Schneehasen zu erhalten und Schutzmaßnahmen zu erarbeiten.“

Bildquelle: Imagebroker.com/Stefan Huwiler, Deutsche Wildtier Stiftung




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