Prof. Bernd Kappes, derzeit Direktor der Evangelischen Akademie Hofgeismar, hat einen hoch interessanten Forschungsschwerpunkt: die theologische Zoologie. Wer sich darunter nicht viel vorstellen kann, dem gibt vielleicht das folgende Zitat einen Eindruck von seiner Position: „Unser Verhältnis zu den Tieren? Respekt und Gerechtigkeit. Darum geht es. Und daran mangelt es.“
Wenn so jemand als Herausgeber auf einem Buch steht, macht das doch schonmal positiv neugierig. Auch wenn die Titelgestaltung mit ihrem schwarzen Hintergrund ein wenig abschreckend wirkt, weil sich gerne extreme Tierrechtsorganisationen dieser dramatischen Optik bedienen, entpuppt sich das Buch „Würde und Rechte von Tieren“ als zum Glück weit von dieser Szene entfernt.
Das schlanke Buch versammelt acht Tagungsbeiträge verschiedener Experten, darunter die deutsche Philosophin und Publizistin Friederike Schmitz, der österreichische Umweltethiker Kurt Remele oder die Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung, Ariana Kari. Sie hinterfragen zum Beispiel, welche Verantwortung wir überhaupt für Tiere haben, wie es mit der Reduktion von Tierversuchen voran geht oder welche Gesundheitsprobleme sich in der Haustierzucht stellen.
Natürlich – das legt der Titel ja schon nahe – verlangt dieses Buch vom Leser die Bereitschaft und Fähigkeit, etwas tiefer in philosophische oder theologische Grundlagen einzusteigen und vor allem, sein eigenes Handeln zu hinterfragen. Das sind theoretische Brocken, die man erstmal bewältigen muss. „Würde und Rechte von Tieren“ präsentiert sich allerdings auf eine sehr gut lesbare Weise: Es ist allein schon durch die unterschiedlichen Vorträge gut gegliedert, die Schrift ist nicht zu klein, und die Sätze sind nicht zu lang. Und gerade Jäger, Tierhalter oder auch einfach Tiernutzer, wie Fleischesser, werden immer wieder Ansätze finden, die an ihrem eigenen Leben anknüpfen und sie aufmerksam werden lassen, zum Beispiel: „Vier theoretische Perspektiven auf die Fragen des Tötens“.
Uns vom Wilden Bayern hat natürlich vor allem das Kapitel über die Wildtiere interessiert, verfasst vom österreichischen Tiermediziner Rudolf Winklmayer. Auch da gibt es erstmal einige spannende Begriffe zu klären: Was ist wild, was ist ein Wildtier, was ist die Wildbahn? Was sähe ein ethisch-moralisches Handeln – im Vergleich zum arten- und naturschutzrechtlich vorgeschriebenen – gegenüber einem Neozoon aus? Hoch interessant dann auch die Diskussion der Frage, in welchen Situationen der Mensch eigentlich helfend oder unterstützend eingreifen sollte – wiederum nicht aus rechtlicher, sondern aus moralischer Perspektive betrachtet.
Auch wenn der Leser sicher nicht an jedem Punkt mit den Verfassern übereinstimmen wird, behält das Buch doch einen so angenehm neutralen Ton, dass man sich nicht über wieder mal propagierte Ideologien ärgern muss. So kann es einen hervorragenden theoretischen Unterbau liefern, auf dem jeder Tierfreund oder -nutzer eine solide eigene Position finden kann. Ob man sich der abschließenden Resolution der Tagung, die teilweise etwas abstrakt klingt und ohne praktische Beispiele schwer einzuordnen ist, anschließen möchte oder nicht, bleibt einem ja ebenfalls überlassen.
Vielleicht ist es auch einfach nur tröstlich, dass es in unseren Zeiten Menschen gibt, die sich professionell über diese tiefgehenden Fragen Gedanken machen und dabei den Austausch untereinander und mit der Öffentlichkeit nicht scheuen.
Kappes, Bernd (Hrsg.): Würde und Rechte von Tieren. Neue Perspektiven für eine zeitgemäße Tierethik. Oekom-Verlag, ISBN 978-3-98726-144-2
Die Vorstellung des Buches auf der Verlagsseite mit Leseprobe findet Ihr hier
Mehr über Prof. Bernd Kappes und das Institut für theologische Zoologie findet Ihr hier
Bildquelle: Oekom Verlag
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