Sextourismus hat keinen guten Ruf – doch für unser heimisches Rotwild ist er gerade die einzige Rettung. Denn nur so gelingt der überlebenswichtige Genaustausch. Ein Hirsch in Schleswig-Holstein hat jetzt vorgemacht, wie es geht. Dabei wurde er allerdings von Biologen komplett überwacht, wie der Landesjagdverband Schleswig-Holstein berichtet.
„Der Bargfelder“, wie der Hirsch unter den Forschern genannt wird, hat sich zur Brunftzeit einmal vom nördlichen Hamburger Stadtrand in die Segeberger Heide durchgeschlagen und zurück. „Allein auf dem 32 km langen Hinweg überquerte der zehnjährige Rothirsch Anfang September in zwei Nächten 14 zum Teil stark befahrene Straßen und schlich sich durch teilweise dicht besiedelte Gebiete“, berichtet der Landesjagdverband. Inzwischen ist er wieder zu Hause im Hamburger Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook – zum Glück wohlbehalten und mit einer Menge spannender Daten im Gepäck.
In anderen Ländern, wie Bayern oder Baden-Württemberg, wäre der Bargfelder längst tot. Denn sie unterbinden diese Wanderungen, indem sie die einzelnen Rotwildgebiete mit riesigen Zonen mit Abschussgebot für die Wildart umgeben. Überall in Bayern, wo noch Rotwildgebiete in der Nähe sind, werden dieser Tage die Hirsche auf ihren Brunftwanderungen erlegt.
Dabei ist es elementar, dass Rothirsche zur Paarungszeit oft weite Strecken zurücklegen und dabei ihre Gene von einer Teilpopulation in die nächste transportieren. Mit dieser Mobilität zur Paarungszeit sichern sie die genetische Vielfalt und die langfristige Existenz ihrer Art. Dieser Genaustausch ist in unserem Land aus mehreren Gründen kaum mehr möglich – deshalb wächst die Gefahr der Inzucht beim Rotwild und damit die Gefahr, die Art langfristig zu verlieren.
Den vollständigen Bericht des Landesjagdverbands Schleswig-Holstein findet Ihr hier
Wenn Ihr gegen das Abschussgebot in Bayern vorgehen möchtet, dann könnt Ihr das hier tun mit unsere Kampagne „Hirschkuh Hanna lernt fliegen“
Bildquelle: Gernot Maaß
In meiner Rotwildstudie der 1980er-Jahre haben sich sieben im Graswangtal zwischen Ettal und Linderfhof mit Halsbandsendern ausgerüstete Hirsche mir ihren Wanderungen in Brunftgebete rund um das Ammergebirge so weit verteilt, dass ich um sie alle enmal zu Orten rund 300 km fahren musste.