Wir haben eine neue Kreatur entdeckt, die man eigentlich gar nicht so häufig findet: Den Schwarzblauen Ölkäfer. Er ist auffällig, weil er sehr lang wirkt. Seinen Spitznamen „Maiwurm“ trägt er, weil sein Abdomen tatsächlich eher an einen Wurm als an einen Käfer erinnert. Die Schwarzen Deckflügel sind verkümmert und bedecken nur noch den vorderen Teil. Er ist von einem schönen Blauschwarz, und die gepanzerten Körperteile weisen winzige Vertiefungen auf, kleine Dellen, wie man sie zum Beispiel auch bei manchen Laufkäfern findet.
Die Art, die zum Insekt des Jahres 2020 gekürt wurde, ist an sich nicht so selten. wird aber immer nur im Frühjahr dokumentiert und verschwindet dann irgendwie vom Radar. Weil seine Lebensräume (eigentlich kräuterreiche Wiesen) immer weniger werden und er sich offenbar auch nicht ausbreitet, steht er als gefährdet auf der Roten Liste. Wer ihn entdeckt, sollte ihn auf keinen Fall anfassen: Der Käfer sondert bei Gefahr einen giftigen, quietschorangefarbenen Saft ab (Giftstoff Cantharidin).
Trotz seines etwas gruseligen Äußeren ist der Schwarzblaue Ölkäfer ein Pflanzenfresser. Angeblich ernährt er sich von Bärlauch und anderen Wildkräutern, wir konnten ihn aber dabei beobachten, wie er binnen einer Minute einen Grashalm in sich hinein mampfte, es war eine Schau!
Dass wir ihn in der Nähe von Wildbienen-Bodennestern gefunden haben, hat uns erst glauben lassen, er sei räuberisch. Aber die Sache ist, wie immer, etwas komplexer: Die Larven des Ölkäfers, von denen er mehrmals im Jahr Tausende in die Welt setzt, sind auf eine bestimmte Wirtsbiene angewiesen, die sie in ihr Nest tragen soll. Dort fressen sie dann erst alle Bienenlarven und anschließend deren Vorräte auf. Klingt mies, ist aber leider keine sehr erfolgreiche Evolutionsstrategie. Denn Experten schätzen, dass es nur rund eine von 1.000 Ölkäferlarven schafft, die richtige Wirtsbiene zu finden und sich vollständig zu entwickeln.
Hoch spannend ist, was das Senckenberg-Institut über die Ölkäfer vermeldet: Dass es nämlich eine andere Art gibt, den Einhornkäfer, der für seine Fortpflanzung auf das Gift des Ölkäfers angewiesen ist. Ob die Evolution ihm deshalb ein Einhorn verpasst hat, mit dem er Ölkäfer aufschlitzen und als Giftquelle nutzen kann, ist noch unbekannt.
Mehr Infos findet Ihr hier beim Senckenberg-Institut
Bildquelle: Vivienne Klimke
Wie schön, dass ihr diesen tollen Käfer vorstellt! Bei uns im FFH-Wald in Zuchering gibt es ihn schon länger und er ist auch mittlerweile öfter zu beobachten.
Spannend ist seine langjährige Geschichte:
Im alten Rom kannte man dieses Insekt schon. Die kenntnisreichen Frauen, nutzen sein Gift um unliebsame (Ehe-)Partner aus dem Weg zu räumen. Nachweis des Giftes nicht möglich *hüstelhüstel*…