Haben Sie schonmal erlebt, dass es aus dem Schilf heraus quiekt und schreit wie ein angsterfülltes Ferkel? Wir leider nicht, dabei würden wir nur allzu gerne mal eins sehen und hören, so ein Schilfschwein. Das ist der Spitzname der Wasserralle, eines sehr seltenen und scheuen kleinen Verwandten der Kraniche. Das Landesamt für Umwelt hat sie zur Art des Monats April gekürt.
Die hübsche Wasserralle ist 23 bis 28 Zentimeter groß, wiegt zwischen 74 und 190 Gramm und hat eine Flügelspannweite von 38 bis 45 Zentimeter. Sie hat auffallend schöne Farben: Kopfseiten, Kehle, Brust und Bauch sind stahlgrau bis blaugrau gefärbt, Rücken und Kopfstreifen sind nussbraun mit Zeichnung, an den Flanken haben Wasserrallen eine weiß-schwarze Zeichnung, und die so genannten Unterschwanzdecken sind weiß. Die mittellangen Beine, die aber gerade beim Rennen ganz schön lang ausschauen können, haben lange Zehen und sind fleischfarben. Männchen und Weibchen tragen das gleiche Federkleid.
Wasserrallen sind Strichvögel, sie ziehen also im Winter nicht unbedingt weg. Ihr Lebensraum sind kleine, flache Teiche und Tümpel mit dichter Ufervegetation. Dazu zählen natürlich auch Feuchtgebiete und Überschwemmungsflächen mit Schilfbeständen. Sie sind ebenso in Erlenbruchwäldern, Weidendickichten oder Wasserschwadenbeständen zu finden. Wichtig ist, dass die Tiere zwischen der Vegetation hin- und herlaufen können, und eine kleine offene Wasserfläche sollte auch unbedingt vorhanden sein. Insofern nutzt es der Wasserralle, wenn Feuchtlebensräume wieder vernässt werden, extensive Wiesen drumherum liegen und beim Schilfmähen immer ein bisschen Altbestand stehen gelassen wird.
Ihre Nester sind laut Literatur meistens sehr gut in Röhrichten oder Seggenbüscheln versteckt oder auch hochwassersicher auf schwimmenden Halmen, in Wiesen oder trockenem Gelände zu finden. Fische, Frösche, Insekten, Würmer und Spinnen, aber auch Aas stehen auf ihrem Menüplan.
Die Wasserralle gilt in Bayern als seltener Brutvogel und der Bestand auf der aktuellen Roten Liste Brutvögel Bayern als gefährdet. Die Zahl der Brutpaare wird bayernweit auf 800 bis 1200 geschätzt. Die Vorkommen liegen im Freistaat zerstreut, Schwerpunkte sind unter anderem am Mittleren Main und im Vorland zum Steigerwald, im Aischgrund, an der Donau und im mittleren Teil des voralpinen Hügel und Moorlandes.
Die kleinen Kranichvögel sind vor allem in der Brutzeit auf Kleingetier als Nahrung rund um den Brutplatz angewiesen: In dieser Hinsicht hilft eine extensive Bewirtschaftung benachbarter Flächen mit reduzierter Düngung und Verzicht auf Pestiziden. In der Nähe der Brutplätze sollten auch keine Freizeitnutzungen wie SUP- oder Kanufahren sowie Baden im Schilfbereich stattfinden, um die scheuen Tiere nicht zu stören.
Hier findet Ihr ein Video auf Youtube, wo Ihr die Wasserralle quieken hört und sehen könnt
Mehr Infos, einen Steckbrief der Art des Monats und Infos zu Renaturierung auf der Internetseite des LfU findet Ihr hier
Weitere Infos und tolle Fotos könnt Ihr hier auf der Internetseite der Schweizerischen Vogelwarte anschauen
Mehr Infos mit jeder Menge Fotos findet Ihr hier auf der Seite von Gerhard Brodowski
Bildquelle: Der Weg/Pixabay