Der zerstörerische Eingriff im Rappenalptal liegt schon ein paar Jahre zurück (s. u.). Jetzt hat das Thema es zurück in die Medien geschafft, und zwar, weil: nichts geschehen ist. Am 9. Oktober griff die Sendung „Quer“ des Bayerischen Rundfunks den Vorgang wieder auf – übrigens wunderbar eingebettet in politische Kommentare (zu anderen Themen), die uns aus dem Herzen sprechen, wie diesen hier: „Wir fassen zusammen: Die Politikmenschen in der EU haben monatelang beraten, um ein Problem zu lösen, das es nicht gibt, und dabei in Kauf genommen, dass der starke Eindruck entsteht, die Bürgerinnen und Bürger wären alle komplett bescheuert.“ Solche Gefühle beschleichen uns vom Wilden Bayern durchaus häufig angesichts dessen, was wir in der Politik so wahrnehmen.
Die Berichterstattung zum Rappenalptal leitete Moderator Christoph Süß mit der süffisanten Aussage ein, sie befasse sich „mit der interessanten Frage, ob man noch in der Lage ist, ein Problem zu lösen, dass tatsächlich existiert.“ Hübsch gemacht – aber trifft das die Situation vor Ort wirklich?
Quer hat aufgegriffen, dass nach anfänglichen Rückbauten der Uferdämme im Rappenalptal nicht weiter gebaggert worden sei. Die Behörden vertraten zuletzt die Ansicht, dass die Natur die Rückgestaltung über ihre jährlichen Hochwässer selbst übernehmen würde. Ein Experte des Bund Naturschutz kritisiert im Beitrag, dass die aufgeschütteten Dämme aber dafür zu hoch seien und sich jetzt auch schon verfestigen würden. Seine Suche nach typischen Kleinstlebewesen unter Steinbrocken im Flussbett während der Dreharbeiten fällt negativ aus.
Völlig anders sehen das allerdings der Biologie, Tierökologe und Auen-Spezialist Prof. Dr. Bernd Gerken und der Schweizere Biologe Marcel Züger. Sie haben schon vor zwei Jahren in einem Youtube-Beitrag dokumentiert, dass der Fluss unmittelbar nach dem Eingriff wieder seine eigene Dynamik aufgenommen hatte und auch lebensraumtypische Lebewesen dokumentiert werden konnten. Diesen Beitrag finden Sie hier nochmal zur Ansicht.
In einer jüngeren Publikation schreiben beide über das Rappenalptal: „Die Beweidung von den Talböden bis über die Baumgrenze durch Alpgenossenschaften erhält diese lichtreichen Lebensräume, und zu diesem Zweck wurde seit langem auch in die Gewässer eingegriffen. So wurde das Gerinne des Rappenalpbachs im Rahmen von Unterhaltungsmaßnahmen immer wieder abgesenkt, um die Überlagerung der Almweiden durch Schotter, Kies und Sand des Flusses zu verhindern. Letztlich wurde dadurch auch der Lebensraum der heute seltenen und bedrohten Tiere und Pflanzen und das weiträumig überschaubare Wandergebiet der Touristen erhalten.“
Anlässlich der neuen Berichterstattung bestätigte uns Prof. Gerken, dass sich die Einstellung, man solle jetzt die Natur einfach machen lassen, nicht geändert habe.
„Wir wollen erreichen, dass die Regierung Schwaben resp. die UNB bei ihrer Erkenntnis bleiben, dass der Bach alles weitere selbst regulieren wird. d.h. dass es keiner weiteren Eingriffe mehr bedarf. Wie aus dem Bayrischen Rundfunk vermittelt wird, will hingegen der BN immer noch weitere Maßnahmen zur angeblichen „Sanierung“ – aber jeder weitere Baggerhub würde zu einer Schädigung der sehr gut verlaufenden Selbstheilung! “
Den aktuellen Beitrag aus der Sendung Quer finden Sie hier ab etwa Minute 34:30
Hier können Sie eine fachliche Stellungnahme von Prof. Bernd Gerken und Marcel Züger zum Thema Rappenalpbach herunterladen
Update 22. Juli 2024
Der Prozess um die Zerstörung des Rappenalptals ist tatsächlich gegen Zahlung einer Geldstrafe von 25.000 Euro eingestellt worden. Die Strafe müssen die Alpgenossen zahlen, obwohl das Landratsamt Mängel in seiner Kommunikation eingestanden hat – Missverständnisse waren also möglich. Details findet Ihr hier
Update 17. Juli 2024
Im Prozess um die Zerstörung des Rappenalptals gibt es eine neue Wendung: Der Richter hat gegen Geldauflage die Einstellung des Verfahrens angeregt. Nach Auffassung des Gerichtes war der Aktenvermerk des Landratsamtes so schwammig, dass ein Leser durchaus den Eindruck gewinnen konnte, die Arbeiten (so sie dann ausgeführt wurden), wären genehmigt gewesen. Wenn Behörden schlampig arbeiten oder einfach zu wenig klar in ihren Stellungnahmen, darf der Bürger nicht dafür geradestehen, meint das Gericht.
Den Bericht des BR findet Ihr hier
Update 8. September 2023
Die ersten Arbeiten zur Wiederherstellung des Rappenalpbachs sind angeblich größtenteils abgeschlossen, berichtet der BR – erneut unter massivem Baggereinsatz, vielen Terminen und Besprechungen vor Ort und insgesamt sicher einem Aufwand, der der sensiblen Bergwelt nicht gut tut. Wir würden uns nur eines wünschen: Lasst den Rappenalpbach sein Bett wieder selbst machen!
Den Bericht des BR findet Ihr hier
Update 19.08.2023
Dem geschundenen Ökosystem wird keine Möglichkeit gegeben wird, sich selbst wieder zu entwickeln. Jetzt werden wieder Lebensräume zerbaggert und zerstört. Könnte es sich hier um blinden Aktionismus handeln? Und wieder ohne genaue gewässerbiologische Begleitung?
Abendzeitung München – Bauarbeiten an zerstörtem Rappenalpbach beginnen…
Update 19.07.2023
Ein halbes Jahr nach dem vermeintlichen „Umweltskandal“ ist der Rappenalpbach voller Steinfliegenlarven, zwischen den Ufersteinen krabbeln die Laufkäfer, der Bach kann die Ufer abtragen und neue Inseln bilden. Es scheint, als hätte das Gewässer die Katastrophe ebenso weggesteckt wie die frühjährlichen Hochwasser. Der Leipziger Auen-Experte Prof. Dr. Bernd Gerken und der Biologe Marcel Züger haben vor Ort eine Inaugenscheinnahme durchgeführt. Das folgende Video liefert ausführlichen Erklärungen:
Doch der Lebensraum Rappenalpbach darf nicht zur Ruhe kommen. Denn vor Gericht wird noch immer über die Verantwortung für den Eingriff gestritten und darüber, wer die Kosten für die Wiederherstellung des Hochwasserschutzes und eine noch zu erfolgende Renaturierung übernimmt.
Letztere würde das Ökosystem wieder komplett umkrempeln. Zwischen dem Landratsamt und der Alpgenossenschaft wurde ein Vergleich abgeschlossen, was nicht alle begrüßen.
Auf YouTube findet Ihr außerdem noch ein spannendes Video mit dem Vortrag „Kein Auwald ohne Wasser!“ von Prof. Dr. Bernd Gerken (Leipzig). Über diesen Link kommt Ihr direkt zum Video…
Update 30.6.2023
Biologe Marcel Züger aus der Schweiz hat sich den Rappenalpbach angeschaut und kommt zu einem überraschenden Ergebnis. Den Bericht aus dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt findet Ihr hier
Einen weiteren interessanten Beitrag auf Facebook zu diesem Thema findet Ihr unter diesem Link…
Update 23.05.2023
Der BN fordert eine ökologoische Flurbereinigung und mehr Raum für das Rappenalptal. Über diesen Link könnt Ihr das Konzept als pdf downloaden…
Update 20.01.2023 – Verwaltungsgericht kritisiert Landratsamt
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat das Beschwerdeverfahren über den Eilantrag der Alpgenossenschaft gegen eine Anordnung des Landratsamtes eingestellt. In der Begründung kommt das Landratsamt nicht gut weg…
Auch im Allgäuhit.de ist dazu das nachfolgende Update erschienen – Rappenalptal: Landratsamt hat laut Verwaltungsgericht Fehler gemacht…
Immer mehr Details kommen ans Licht: Im zerstörten Naturschutzgebiet im Rappenalptal bei Oberstdorf galt laut Landratsamt seit Oktober ein Baggerverbot. Die Behörde geht allerdings davon aus, dass dieser Baustopp ignoriert wurde. Tatsache ist: Die Landrätin wusste von den laufenden Arbeiten.
Über diesen Link kommt Ihr zu einem Update…
Im Allgäu gehen bekanntlich die Uhren anders – aber dieser Vorfall scheint auch für die Verhältnisse rund um Sonthofen beachtlich! Der einst dahin mäandernde Wildbach im Rappenalptal ist Geschichte – jetzt pflügt sich dort eine breite, gerade Autobahn aus Schutt und Geröll durch die verwüstete Landschaft. Wir sind mit den Naturschützern von Ort in Kontakt und werden vom weiteren Vorgehen berichten.
Zerstörtes Biotop: Wildbach im Allgäu ohne Genehmigung begradigt | via BR24
Bildquelle: (c)be-outdoor.de - Petra Sobinger - Symbolbild Bachlauf
Update Wildkatzen: Webinar der Wildtier Stiftung 16.11.
Ausstellung in München: Invasive Arten
Photovoltaik – die ungenutzte Chance für die Biodiversität
Save the date: Internationale Igelkonferenz in Kopenhagen
Rapsfelder – nur in Maßen gut für die Natur
Wildtierschutz-Interview: gegen den Strich oder auf den Punkt?
No Peak Festival! Wildes Bayern verteidigt Birkhühner gegen Beats – UPDATE
Diese Woche neue Online-Igelvorträge von Ninja Winter
Studie: Laufkäfer brauchen Lebensräume
Die Halloween-Studie: Ratten fressen Fledermäuse * VIDEO
UPDATE Gartenschläfer – alarmierende Studie aus dem Schwarzwald
Das Geheimnis um den ausgestorbenen Nerz
München: Wildes Bayern stoppt Baumfällungen UPDATE
Forscher warnen: Genetische Vielfalt nicht außer Acht lassen! UPDATE
Insekten brauchen mehr und verlässliche Lebensräume
Wählen Sie mit: Deutscher Engagementpreis
Jetzt Mitglied werden und kostenlos die Messe in Grünau besuchen!
Neu im Shop: Vogelschutz-Folie für Ihre Fenster daheim! UPDATE
Essay: Vier Punkte für eine bessere Wolfs- und Raubtierpolitik
Aufleben.ch – tolle Tipps für mehr Artenvielfalt in Stadt und Gärten
Kinderbuch zum Abenteuer Naturschutz: „Wo die Eule schläft“
„Handbuch Artenschutzstrafrecht“ als Download erhältlich
Seilbahnförderung naturgerecht reformieren – ja bitte!
Wiederansiedlung von Luchsen in Colorado: Ein Lehrstück
Weltspinnentag – gruseln oder genauer hinschauen?
Artenvielfalt für die Stadt in „Pixelgröße“: PikoParks
Eulentagung mit Fotowettbewerb vom 24. bis 26. Oktober
Insektenschutz: Licht in der Nacht minimieren und fokussieren!
Fledermäuse markieren – nur für ein höheres Ziel!
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Turnstile. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen