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Dienstag, 18. Juni 2024

18. Juni 2024, 10:23    office@wildes-bayern.de

NOCH eine schlimme Woche für Rehkitze & Co.?


Die Mahd geht weiter, und leider ist eine weitere schlimme Meldung bei uns eingetroffen. In Mitterskirchen, wo wir vor rund sechs Wochen schonmal einen Landwirt anzeigen mussten, weil er offenbar drei erwachsene Rehe beim Mähen getötet hatte, kam es erneut zu einem Mähunfall. Zwei Kitze wurden schwer verstümmelt und starben, als ein Landwirt eine Fläche der Gemeinde in deren Auftrag mähte. So wie es scheint, hat niemand vorher eine Absuche der Wiese veranlasst. Die Kitze lagen ein gutes Stück weit auseinander – hätte der Fahrer nach dem ersten Unfall also vielleicht die Mahd unterbrechen und den zweiten Unfall so vermeiden können? Das sollen jetzt Ermittlungen zeigen. Wildes Bayern hat Anzeige gegen den ausführenden Landwirt, aber auch gegen Bürgermeister der auftraggebenden Gemeinde erstattet.

Ein totes Rehkitz mit schweren Verwundungen liegt in einer gemähten Wiese

Zermähtes Rehkitz

Meldung vom 11. Juni 2024

Am 15.6. läuft die Frist für die KULAP-Maßnahme Extensive Nutzung von Wiesen aus. Es ist zu erwarten, dass dann eine Vielzahl von Landbewirtschaftern sehr kurzfristig mit der Mahd ihrer Wiesen beginnen. Deshalb hat Wildes Bayern sich mit folgender Bitte an den Bayerischen Bauernverband und das Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt gewandt:

„Wildes Bayern bittet Sie deshalb dringend, Ihre Mitglieder und Leser daran zu erinnern, rechtzeitig und zuverlässig für die Absuche der Wiesen nach Kitzen und anderen Jungtieren, wie Hasen, Bodenbrütern u. ä. zu sorgen. Einige Kontakte zu bundesweiten Kitzretter-Netzwerken sowie lokalen Akteuren finden Sie auf unserer Homepage unter www.wildes-bayern.de/wildtierhilfe/.

Leider haben unsere Erfahrungen der letzten Wochen gezeigt, dass es immer noch Landwirte und Jagdgenossen gibt, denen ihre Verpflichtung zum Tierschutz bei der Mahd bzw. bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen nicht bewusst zu sein scheint. Wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns in dem Bemühen unterstützen würden, das zu ändern.“

 

Ursprüngliche Meldung vom 10. Juni 2024

Das war eine schlimme Woche für zahllose Rehkitze in Bayern. Uns boten sich Bilder, die wirklich nichts für schwache Nerven sind, und die uns immer noch in den Knochen sitzen. Abgesehen davon, dass wohl unzählige Jungtiere in den Hochwassergebieten ertrunken sind, wurde andernorts doch Landwirtschaft betrieben wie sonst auch. Im Landkreis Mühldorf mähte ein Landwirt seine Wiese, ohne dass wohl vorher nach Kitzen gesucht worden war – obwohl man ihn auf die Tiere aufmerksam gemacht hatte.

So wie es aussieht, schnitt er dabei einem Kitz alle vier Beine ab. Das Tier wurde später laut schreiend außerhalb der Wiese gefunden und musste vom herbeigerufenen Jagdpächter erlöst werden.  Wildes Bayern hat Anzeige gegen den Landwirt wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet.

Im Landkreis Freising wurde ein Kitz in einer Wiese gefunden, wo das Gras noch hoch stand, die der Bewirtschafter aber komplett abgefahren und mit Gülle bedeckt hatte. Offenbar überfuhr er dabei auch das Kitz – zumindest teilweise – und tötete es oder verletzte es so stark, dass es an den Folgen – mit Gülle getränkt, starb. Das Kitz war wenige Tage zuvor von einer Jägerin beobachtet und gefilmt worden, da war es kerngesund und verhielt sich vorbildlich: Während die Geiß am Abend äste, legte es sich nach fröhlichem Umherspringen in der Mitte der Wiese ab und verhielt sich komplett ruhig. Das wurde ihm kurz darauf zum Verhängnis.

Wir vom Wilden Bayern setzen uns für eine gute Kooperation mit der Landwirtschaft ein, nicht zuletzt bei der Kitzrettung. Aber es darf nicht länger sein, dass einzelne schwarze Schafe sich über Tier- und Naturschutz nach Gutdünken hinweg setzen. Landwirtschaft ist wichtig und gehört in die Mitte der Gesellschaft. Niemand sollte übersehen, dass Landwirte mit ihren großen Maschinen bei Hochwasser und vielen anderen Katastrophen diejenigen sind, die helfen können, wo andere scheitern – und sie tun es auch! Aber die Branche MUSS sich von ihren schwarzen Schafen befreien. Tierschutz und Landwirtschaft muss endlich untrennbar eins werden!

 

Ein totes Kitz liegt in einer Wiese

Das Kitz wurde offenbar beim Odeln getötet

 

 

Bildquelle: privat




Martina Zander schrieb:


Es gibt in und um Freising so viele Rehkitzretter – solche Geschichten sind so traurig und machen gleichzeitig so wütend. Der Jagdverband Freising hat 4 Drohnen, unser Verein Wir retten Rehkitze e.V. , die Münchner Rehkitzrettung hat 5 Drohnen und wir arbeiten mit 9 Drohnen und niemand ruft uns an.
Immer wenn ich mit dem Radl unterwegs bin, verteile ich Flyer, wir haben in allen Freisinger Zeitungen Berichte veröffentlicht, es liefen Berichte im Fernsehen. Es ist so einfach – Einfach unsere Dispo Hotline anrufen oder über unsere Internetseite http://www.wir-retten-Rehkitze.com bei uns melden…
Wir machen das kostenlos und NEIN – die Kitze sind noch nicht groß genug – der Rekord lag letzte Wochen beim Piloten Stefan in Moosburg: 15 Kitze in 3 Stunden gesichert (ohne Fluchtinstinkt).

Antworten
Holly Schels schrieb:


Während der 1. Schnitt heuer relativ glimpflich abgelaufen ist ( es waren nur vereinzelt Kitze in den Flächen) waren nun beim 2. Schnitt sehr viele, auch noch sehr kleine Kitze zu finden. Auch bestätigen die Jäger, dass noch etliche tragende Geißen zu sehen sind.
Klar ist, dass von Ende April bis Ende Juni geflogen werden muss, da sich immer Kitze in den Flächen (auch Zwischenfrüchten) befinden, die noch keine Chance haben, dem Mähwerk zu entrinnen.
In unserem Revier klappt die Absprache mit den Landwirten sehr gut , ich kenne aber natürlich auch die Fälle, in denen eine Drohne da ist und der ein oder andere Landwirt sich eben nicht von sich aus meldet.
In diesen Fällen hilft es manchmal, die Landwirte direkt anzusprechen.
Manchmal sind aber auch noch keine Drohnen im Revier vorhanden.
Unter http://www.deutsche-wildtierrettung.de sind Drohnenteams nach Bundesland und PLZ gelistet.
Diesen Link sollte man auch immer wieder in Artikeln erwähnen.
Weiterhin allen Drohnenpiloten und Teams eine erfolgreiche Saison und ein großes Dankeschön!

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Barbara Bausch schrieb:


Auch – und besonders – auf http://www.kitzrettung-hilfe.de in Kooperation mit dem Bundesverband Copter Piloten findet mittlerweile jeder Landwirt umfangreich Hilfe.

Mit mehr als 3.300 Hilfsmöglichkeiten, die bei Kitzrettung-Hilfe gelistet und registriert sind, sollte es keine Ausreden mehr geben.

Solche Unfälle sind unseres Erachtens fahrlässig einkalkuliert und Dämpfer in Form von Anzeigen mittlerweile absolut gerechtfertigt.

Alleine die Kapazitäten, die Kommentatorin Martina Zander aufzählt, während im Umfeld ihres Vereins solche Dinge passieren, fordern entsprechende Konsequenzen für Letzteres.

Die Zeiten des „Habe ich nicht gewusst.“ sind definitiv vorbei.

Auch wir fordern deshalb nachdrücklich die Landwirte, die zu großen Teilen vorbildlich mit ihren Jagdpächtern und Helfern kooperieren, dazu auf, ihre Kollegen „einzufangen“, zum Schutz des Wildes und nicht zuletzt, um das Bild der Landwirtschaft nicht unnötig zu verzerren.

Barbara Bausch
Team Kitzrettung-Hilfe

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Wendt schrieb:


Einen Kommentar zu schreiben, fällt schwer, denn eigentlich fehlen einem die Worte angesichts so vieler herz- und hirnloser Bauern, die da immer noch einfach rücksichtslos drauf losmähen, weil es ihnen schlichtweg wurscht ist, wenn sie Wildtiere töten. Das sind auch keine einzelnen schwarzen Schafe, wie unverständlicherweise immer wieder behauptet wird, sondern es sind etliche Bauern, die keine Wildschutzmaßnahmen vor der Mahd ergreifen und damit billigend in Kauf nehmen, dass sie Kitze und andere Wildtiere schwerst verletzen oder töten. Meiner Meinung nach wird sich das nie ändern, solange fast allen Kitzrettern, aber auch etlichen Jägern der Mut fehlt, Bauern, die Kitze vermähen oder mit Gülle überziehen, anzuzeigen. Denn nur wenn es den Bauern an den Geldbeutel geht, kann erreicht werden, dass diese vor der Mahd den Jäger oder die Kitzretter informieren. Unfassbar ist für mich, dass es sogar Kitzretter gibt, die, obwohl sie sogar selbst einen Pressebericht veranlasst haben, in dem sie sich darüber aufregen, dass ein Bauer bei einer einzigen Mahd zehn Kitze totgemäht hat, sich aber dennoch weigern dem ermittelnden Polizeibeamten den Namen des Landwirts zu nennen.

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