Wenn ein Sturm den Wald erwischt, Bäume umreißt oder abbricht, dann kreiert er erstmal ein Chaos. Waldbesitzer haben wochen- oder monatelang damit zu tun, Baumstämme zu entfernen, Stümpfe abzusägen, Äste zu entsorgen und letztlich vielleicht wieder aufzuforsten.
Aber was macht eigentlich die Natur? Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL um Dr. Beat Wermelinger haben über 20 Jahre hinweg die Entwicklung der Artenvielfalt bei den Insekten auf Wurfflächen der Stürme Vivian und Wiebke (1990 bzw. 1999) untersucht.
„Auch wenn den Forstleuten das Herz blutet: Für die Insektenvielfalt ist ein Orkan, der durch den Wald fegt, ein Segen“, schreiben sie in einem Pressebericht. „Umgestürzte Bäume und die nachfolgende Vegetation bieten reichlich Nahrung und Lebensraum für eine Vielzahl an Insekten und andere Wirbellose, weshalb deren Vielfalt in den ersten Jahren nach einem Sturm erheblich zunimmt.“
Diese Zunahme passiert allerdings nicht überall in gleichem Maß: Es kommt darauf an, ob die Fläche nach dem Sturm liegen gelassen oder geräumt wird. Gewisse totholzbewohnende Spezialisten kamen fast nur auf naturbelassenen Flächen vor, so wie insgesamt ein Fünftel aller gesammelten Arten (20%). Unter ihnen waren besonders viele seltene oder bedrohte Insekten. Jede zehnte aller gesammelten Arten, also zehn Prozent, fand sich hingegen nur auf geräumten Sturmflächen.
Die Forscher empfehlen, nach Stürmen ein Mosaik aus Flächen zu räumen bzw. liegen zu lassen. So haben auch spezialisierte totholzbewohnende Arten eine Chance.
Einen ausführlicheren Bericht über die Studie findet Ihr hier
Die Studie in englischer Sprache findet Ihr hier
Bildquelle: (c)Dr. B. Wermelinger - Keulenfüssiger Scheckenbock