Gerade für höhlenbrütende Vögel herrscht hierzulande akuter Wohnungsmangel. Der Gartenrotschwanz zum Beispiel ist ein typischer Bewohner von Streuobstwiesen – aber wo gibt es solche noch, die sowohl alte Bäume mit Höhlen enthalten als auch am Boden artenreiche, extensive Wiesen?
Weitere Höhlenbrüter sind fast alle Meisenarten, der Star, der Feldsperling oder der Trauerschnäpper sowie natürlich Spechte, diverse Käuze…
Nistkästen können ihren Brutplatzmangel zum Teil überbrücken. Vor allem in naturnahen und strukturreichen Gärten sind sie den Vögeln willkommen. Gartenrotschwänze lieben dabei Varianten mit großen Einflugöffnungen – aber nicht nur sie. Denn in Gärten leben meist auch jede Menge Hauskatzen und Marder. Die Gelegeverluste sind entsprechend hoch. Schweizer Vogelkundler haben deshalb alle möglichen Bautypen von Nistkästen geprüft und festgestellt, dass nur Nistkästen mit zwei kleinen Einflugöffnungen oder mit einer hohen, schmalen Öffnung in den sekundären Lebensräumen ausreichend Schutz vor Nestprädatoren bieten.
Nistkästen erhöhen immer das Brutplatz-Angebot für Höhlenbrüter, das diese gerne aufgreifen. So auch in Studien in Estland und Finland. Die Forscher verteilten Nistkästen satt in Laubwäldern und in Nadelwäldern. Und die Kohlmeisen, die an der Untersuchung mitwirkten, bevorzugten natürlich die schönen Nistkästen in den nahrungsreichen Laubwäldern. Alle Meisen wollten dort brüten – und zwar so viele, dass am Ende das Nahrungsangebot für die vielen Jungvögel nicht mehr ausreichte. Die Meisen, die in die nahrungsärmeren Nadelwälder zogen, brachten dagegen mehr und schwerere Jungmeisen zum Ausfliegen.
Die gleiche Lektion lernten auch Vogelschützer in Hessen, die diesmal Nistkästen von Steinkäuzen untersuchten. Das Fazit ähnlich: Nistkästen muss man immer mit Blick auf den Gesamt-Lebensraum, das Nahrungsangebot und Räuber platzieren. Die Empfehlung lautet daher: Dort, wo gute Lebensbedingungen herrschen, bitte Nistkästen aufstellen – aber nicht im Überangebot. Und lieber die eher mageren Lebensräume aufwerten und dann mit Nisthilfen sparsam bestücken!
Eine Menge Infos (in englischer Sprache) und Baupläne zum Bau des perfekten Nistkastens für die jeweilige Art findet Ihr beim CornellLab, und zwar hier
Beispiel: Infos zur Schleiereule (den Bauplan für einen Kasten erhält man einfach, indem man seine E-Mail-Adresse einträgt)
Hier findet Ihr übrigens mehr Infos der Landesanstalt für Landwirtschaft zur Kalkulation und Anlage von Streuobstbeständen!
Bildquelle: nestwatch.org