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Donnerstag, 29. August 2024

Scrollicon
An einem fliegenden Hubschrauber baumeln unten am Seil mehrere Hirschkörper
29. August 2024, 17:32    office@wildes-bayern.de

ÖBf-Forstbetrieb setzt Anti-Wild-Feldzug fort


So wie im Bild oben hätten sich das die Förster und Jagdangestellten des ÖBf-Forstbetriebs Unterinntal vermutlich vorgestellt, als sie in unwegsamen Hochgebirge am Gerlos im Juli ein knappes Dutzend Stück Rotwild erlegten. Das ehemalige große Pachtrevier wurde aufgeteilt und seit diesem Jahr zum größten Teil vom Forstbetrieb Unterinntal der Österreichischen Bundesforste AG in Eigenregie bewirtschaftet – in einer Art, die inzwischen immer wieder für negative Schlagzeilen sorgen.

In den Hochlagen des Reviers Schönachtal II liegen Setzeinstände, in denen sich das Wild im Frühsommer zurückzieht. Als die neuen forstlichen Jagdherren das Revier übernahmen, wurden sie von Einheimischen und Ortskundigen gewarnt, dass dort oben erlegtes Wild „unbringbar“ ist, also kaum zu bergen. Doch das schreckte die Förster und Jagd-Cowboys nicht ab, im Juni und Juli dort ihre jagdlichen Vorstellungen umzusetzen – vielleicht inspiriert vom Urlaub in den Weiten Kanadas oder Australiens (woher unser Titelbild stammt).

Wohl im Vertrauen darauf, dass die Bundesforste AG ein bisschen über dem Gesetz stehen, wurde im Vorfeld der Schlagzeilen-Jagd ein Hubschrauber zur Wildbergung organisiert. Da in Tirol allerdings dem Einsatz von Hubschraubern zum jagdlichen Vergnügen enge Grenzen gesetzt sind, blieb das geschossene Wild erstmal zum Vergammeln am Berg. Ein paar Teile wurden wohl der Optik wegen dann noch per Rucksack zu Tal gebracht. Die Empörung der Tiroler und aller Natur- und Wildfreunde schlug dennoch hohe Wellen.

Insgesamt wurden am Abend des 11. Juli 3 Alttiere, 5 Kälber und 3 Schmalspießer auf über 2.000 m Seehöhe zum Schutz des Waldes geschossen.

Seit Hermann Schmiderer vor acht Jahren die Leitung des Forstbetriebs Unterinn https://www.bundesforste.at/unterinntal/reviere-und-kontakte.html übernahm, häufen sich derartige Vorfälle. Einige gelangen an die Öffentlichkeit – man muss aber davon ausgehen, dass sie nur die Spitze eines Eisbergs sind.

Im Mai 2016 wird ein hochträchtiges Alttier von einem Angestellten des Forstbetriebs geschossen. Der Vorfall wird vom darüber informierten Betriebsleiter nicht gemeldet oder geahndet.

In den folgenden Jahren erfolgt ein Wettlauf um Auflösung von Rotwildfütterungen. Ein Testfall im Bezirk Kitzbühel geht gut: Obwohl der Antrag auf Auflösung einer Rotwildfütterung von der Behörde abgelehnt wird, verkauft Betriebsleiter Schmiederer die neuen Fütterungseinrichtungen im Internet. Im darauffolgenden Winter 2018/19 – dem Winter der Schneekatastrophen an den Nordalpen -, zieht verhungerndes Rotwild in den Ort Jochberg vor. Die Gäste eines Luxushotels sind ob des Anblicks empört, die Jäger legen den Tieren einen Heuballen vor. Im Sommer verbietet die Behörde vorsorglich jede weitere Notfütterung in dem Gebiet. Der Rotwildbestand wird nach Lehrbuch reduziert.

Ein Jahr später wird ein Förster des Forstbetriebs mit einer „innovativen“ Wildtransport-Methode fotografiert (Bild unten). Ob das Wildpret in den Verkauf gelangt ist, wurde leider nicht bekannt (was wohl eine Straftat gewesen wäre)

Im nächsten Winter wird im Schwarzachtal, in einem Nachbarrevier im Gerlostal, vom Forstbetrieb eine Rotwildfütterung ersatzlos aufgelöst. Anrainer machen Bilder von 15 verhungerten Rothirschen. Diese Bilder und vermutlich auch eine Anzeige schlummern seither in der Forstbehörde der zuständigen Bezirkshauptmannschaft.

2023 soll in Brandenberg im Bezirk Kufstein eine Rotwildfütterung aufgelöst und der Fütterungsbestand durch sogenannten „klassenlosen Abschuss“ der dort lebenden Tiere aufgelöst werden.

Und im Frühjahr 2024 schlagen die holz-beseelten Forst- und Jagdangestellten im Ziller- und Gerlostal zu. Allein im Mai – so erzählen Ortsansässige um das Revier im Schönachtal – sollen angeblich 20 Rehe geschossen worden sein, darunter 17 Geißen.

Und dann die im wahrsten Sinne des Wortes anrüchige Jagd am Gerlos. Vielleicht sollte man am besten den verantwortlichen Forstbetriebsleiter Schmiederer hier zu Wort kommen lassen:

„In Gebieten, wo das Zusammenspiel von Wald und Wild deutlich aus dem Gleichgewicht geraten ist und zu hoher Wildeinfluss durch Verbiss junger Bäume und durch Schälung der Baumrinde festgestellt werden, übernehmen die Bundesforste vorübergehend Jagden in Eigenregie …“ (so zitiert in dem unten verlinkten Beitrag von „Mein Bezirk“). „Die Österreichischen Bundesforste bewirtschaften ihre Wälder nachhaltig und ganzheitlich …“

Man könnte hinzufügen: Alle angeblichen und tatsächlichen Schäden sind hauptsächlich durch unsachgemäßes und vielleicht sogar vorsätzlich Missmanagement von Rot-, Reh- und Gamswild selbst hervorgerufen. Vielleicht ist das ungehinderte Ausleben von jagdlichen Ambitionen aus einer privilegierten Stellung heraus der wahre Antrieb für den unglaublichen und unverantwortlichen Umgang mit anvertrauten Naturgütern.

Das wird sich auch in nächster Zeit so fortsetzen, denn nur ein Tal weiter, im sogenannten „Märzengrund“ planen Schmiderer und seine Leute die nächste Rotwildfütterung ersatzlos aufzulösen. Das Wild ist dann gezwungen auf andere Flächen auszuweichen. Und dort wird dann sicher bald, ob drohender „Verwüstungen“ , der Ruf nach Schonzeitabschüssen, klassenlosem Abschuss und ähnlichen Instrumenten der „forstlichen Wildbewirtschaftung“ laut werden.

Wir finden: Wer so mit dem Besitz der österreichischen Bürger und mit den Naturschätzen Österreichs umgeht, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Und die Politik muss hier einen Systemwechsel vollziehen.

Artikel zu diesem Thema, die zeigen, dass Gerlos kein Einzelfall ist, findet Ihr hier und hier  und  hier

Bildquelle: MediaWorldImages/Alamy Stock Foto (Symbolbild), Foto: privat, Foto:




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