Das Rad muss ja eigentlich nur selten neu erfunden werden. Wer sich also die bedrohliche genetische Lage unserer Rothirsche in ihren Rotwildgebieten anschaut und nach einer Lösung sucht, muss nur mal in die Geschichte tauchen und über den Tellerrand blicken.
Denn auch die Population des amerikanischen Bison war zu Beginn des 19. Jahrhunderts schon mal um 99,9% dezimiert, schätzen Wissenschaftler des „Texas A&M College of Veterinary Medicine and Biomedical Sciences“. Im Nationalpark Yellowstone überlebten nur 23 wilde Bison – genetisch gesehen, ein echter Flaschenhals für die Population, also ein Engpass, in dem die genetische Vielfalt äußerst gering war. Um sie zu stützen, wurden Zuchttiere aus Montana und Texas in die Population eingekreuzt. Grundsätzlich war das Schutzprogramm ein voller Erfolg: Heute umfasst die Population wieder 4000 bis 6000 Tiere.
Weil diese sich in zwei Gruppen aufteilen, die unterschiedliche Sommer- und Winterlebensräume mit geringer Überschneidung nutzen, gingen die Forscher bisher immer noch von zwei unterschiedlichen Genpools aus. Diese Annahme hat sich aber nicht erhärtet, wie sie jetzt bekanntgaben: Die Bisons von Yellowstone bilden eine große, genetisch gesunde Population.
Man lerne: Eine große Population mit vielfältigem Genpool, in der sich die Tiere kreuz und quer verpaaren, ist besser als mehrere kleine, genetisch unterschiedliche Populationen, die aber so gut wie nie zum Austausch kommen.
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