Vielleicht liegt es daran, dass Eichhörnchen in den Bäumen über uns leben und so immer einen guten Überblick haben. Jedenfalls sind sie kluge Strategen und geschickte Manager ihres Tagesablaufs und ihrer Bedürfnisse. Das zeigte jetzt auch wieder eine Studie des Instituts für Zoo- und Wildtierforschung Berlin (IZW), die Daten aus der Zeit der COVID-Pandemie auswertete.
Die ergab: Eichhörnchen passen ihre tageszeitlichen Aktivitäten flexibel an die Anwesenheit von Menschen, Hunden, Katzen und Beutegreifern wie Steinmardern an. Ziel der Eichhörnchen ist es, Nahrungs-Ressourcen effizient zu nutzen und dabei das eigene Sterblichkeitsrisiko zu minimieren.
Insbesondere die ständige Störung durch Haustiere, wie freilaufende Katzen, zwingt die kleinen Nager, ihren Aktionsradius räumlich und zeitlich deutlich zu beschränken, zeigte die IZW-Studie. Katzen bilden die größte Bedrohung für Eichhörnchen, stellten die Forschenden fest und bestätigten damit frühere Untersuchungen, die negative Auswirkungen von Katzen auf Eichhörnchen und andere Wildtiere zeigen.
Während die Katzen jederzeit auftauchen können, sind zum Beispiel Steinmarder nur nachts präsent, so dass die Eichhörnchen zu ihrem normalen Verhalten zurückkehren können, wenn sie wieder weg sind. Wegen der Katzen meiden sie jedoch bestimmte Gebiete gänzlich und sind in anderen nur in kurzen Zeiträumen aktiv.
Hunde gelten aus Eichhörnchensicht offenbar oft als Stellvertreter für menschliche Aktivitäten, da Menschen mit ihnen spazieren gehen oder sie meist nur in den Garten lassen, wenn jemand zu Hause ist, zumindest in Berlin. In den stündlichen und saisonalen Analysen der Wissenschaftler zeigte sich jedenfalls kein signifikanter Einfluss von Hunden auf das Verhalten von Eichhörnchen.
Das Berliner Citizen-Science-Projekt „Wildtierforscher“ zeichnete 2019 und 2020 in vier Erhebungsphasen, darunter Frühling und Herbst vor und während der SARS-CoV-2-Lockdowns, die Aktivitäten der Eichhörnchen mit Wildtierkameras auf.
Dabei zeigte sich, dass während der Covid-Lockdowns die Aktivität der Eichhörnchen in Gärten zunahm. In dieser Zeit blieben die meisten Menschen zu Hause, einige nutzten die Gelegenheit, ihre Gärten mit lokalen Pflanzenarten oder Vogel- und Eichhörnchenfutterstellen wildtierfreundlicher zu gestalten.
Diese Beobachtung unterstreicht die Bedeutung von Garten- und Stadtgestaltung für das Wohlergehen urbaner Wildtiere. Städtisches Umfeld und Gärten bietet gerade Kleinsäugern einen Schutz vor Greifvögeln, die zwar in der Stadt häufig vorkommen, sich von Menschen aber weitaus stärker fernhalten als Eichhörnchen.
Die genauen Ergebnisse sowie die früherer Studien und eine spannende Dokumentation aus der ARD-Mediathek zum Thema Tiere und Lockdown findet Ihr hier