Dass Wasservögel Plastikmüll als Baumaterial in ihren Nestern verwenden, ist nicht neu (siehe unten). Jetzt zeigt eine neue Studie: Plastik in der Agrarlandschaft wandert ebenfalls häufig als Baumaterial in Vogelnester. Bis zu 153 Stückchen entdeckten Forscher bei einer Studie in Spanien in einem einzigen Kohlmeisennest.
Die Wissenschaftler wollten wissen, wieviel Plastikmüll sich auf den Feldern rund um die Stadt Sagunto in Spanien findet, und inwieweit dieses Plastik in die Nester von Kohlmeisen wandert, die hier häufig brüten. Dazu sammelten sie einerseits Umweltproben nach einem festgelegten Muster in Quadraten, die zufällig über die Landschaft gelegt wurden. Andererseits untersuchten sie die aufgegebenen Nester der Kohlmeisen nach der Brutzeit.
Unter den 64 Umweltproben enthielten fast zwei Drittel Plastik. Hochgerechnet ergab sich eine Dichte von 18750 Plastikteilen pro Hektar im untersuchten Agrarraum. Einen Zusammenhang mit der nahegelegenen Mülldeponie konnten die Forscher nicht feststellen, das Plastik stammte also offenbar überwiegend aus Folien und ähnlichem, die Landwirte und Arbeiter auf den Feldern vergessen hatten.
Von den 35 Nestern, die die Wissenschaftler sammeln konnten, enthielten mehr als jedes zweite auch Plastik als Baumaterial – und zwar zwischen 1 und 153 Stückchen!
Die Zusammenfassung der Studie in englischer Sprache findet Ihr hier
Meldung vom 6. März 2025: Shabby chic-Vogelnester als Daten-Fundgrube
Forscher in Amsterdam haben ein außergewöhnliches Projekt gestartet: Sie datieren die Vogelnester von Blässhühnern anhand von Plastik, das darin verbaut ist. Denn unser Wohlstandsmüll – Käseverpackungen, Süßigkeitentüten, Butterpapier und ähnliches – ist ja nicht selten mit Verfallsdaten oder datierbarer Werbung versehen. Nutzt ein Vogel diese Kunststoffe beim Nestbau, lassen sich daraus Schlüsse auf das ungefähre Entstehungsdatum ziehen.
Die Wissenschaftler griffen auf die Nester von Blässhühnern zurück, von denen viele im städtischen Umfeld zu finden sind, und die häufig Plastikteile als Baumaterial nutzen. Dabei machten sie erstaunliche Entdeckungen: Während die meisten Nester nur Plastik aus ungefähr den vorangegangenen 3 Jahren enthielten, fanden sie in einem sogar Teile, die sich bis zu 30 Jahre zurück datieren ließen.
Dieses Nest, genannt „Rokin Nest“, nach dem Kanal, in dem es gefunden wurde, enthielt insgesamt 635 Plastikteile. Für die Forscher war es wie eine Zeitkapsel: Seine verschiedenen Schichten enthielten unter anderem 15 Gesichtsmasken aus der Phase der COVID-Pandemie, und am Boden fand sich die Verpackung eines Süßigkeitenriegels mit Werbung für den FIFA World Cup 1994.
In der Wildbahn legen Blässhühner fast jedes Jahr ein neues Nest an, das meist aus schnell verrottendem Pflanzenmaterial besteht. Dieses ersetzen sie in der Stadt offenbar zum Teil durch die reichlich vorhandenen Plastikreste und Müll. Einerseits werden die Nester so länger haltbar, was den Vögeln vor der Brut viel Zeit und Arbeit erspart, weil sie nicht neu suchen und aufbauen müssen. Andererseits weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Plastikteile eine Gefahr insbesondere für die ausgebrüteten Jungtiere darstellen, weil sie sie verschlucken oder sich darin verheddern und ersticken können.
Als Datenbasis für weitere Forschungen sind die Shabby-chic-Nester aber vermutlich eine unergründliche Fundgrube.
Den original Artikel aus „Science“ findet Ihr hier
Bildquelle: Elsemargriet/Pixabay.de, manfredrichter/Pixabay.de
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