Brandheiße Neuigkeiten aus dem Bund: Die Schwachwindstandorte für Windräder, wie in Bayern, werden nochmal überprüft! Die Grundlage dafür ist eigentlich schon im Koalitionsvertrag festgeschrieben, aber aus welchen undurchsichtigen Gründen auch immer just jetzt in den Medien nach oben gespült worden. Im Vertrag heißt es: „…Dabei überprüfen wir auch das Referenzertragsmodell auf KostenefÏzienz unter anderem hinsichtlich unwirtschaftlicher Schwachwind-Standorte.“
Das Referenzertragsmodell liefert genau jene Bedingungen, die der Welt-Wirtschaftsredakteur in unserem Beitrag unten kritisiert hat, nämlich die höhere Förderung bei schlechteren (Wind-)Bedingungen – Beispiel Öttinger Forst. Glückwunsch, wenn man diese Regelung nochmal auf ihre Kosteneffizienz überprüft!
Wie es in der ARD Tagesschau online heißt, sorgt allein schon die Ankündigung für „erhebliche Unruhe“ in der Windbranche. Ein Vertreter des Bundesverbands Windenergie wird dort wie folgt zitiert: „Wenn das angefasst oder gestrichen wird, dann kann es wirklich passieren, dass Windenergieanlagen in Bayern wirtschaftlich nicht mehr betrieben werden können.“
Einen entsprechenden Bericht aus dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt findet Ihr hier
Eine Erläuterung des Referenzertragsmodells findet Ihr hier
Die Moderatorin ist kurz sprachlos, dann stottert sie heraus: „Aber… macht das Sinn?“ Und der ihr gegenübersitzende Wirtschaftsexperte der Welt-Redaktion muss zugeben: „Das macht volkswirtschaftlich wahrscheinlich keinen Sinn.“
Die Rede ist von Windrädern, die momentan gezielt an Standorten gebaut werden, von denen bekannt ist, dass sie „windschwach“ sind, also bei den Gütekriterien für einen Windradstandort unter 50% abschneiden. Das ist zum Beispiel im Öttinger Forst, aber auch an vielen weiteren bayerischen Standorten der Fall – siehe zum Beispiel unseren Beitrag dazu aus dem August 2023 mit Karte der Windhöffigkeit.
Laut aktuellen Zahlen ist die Produktion von Strom aus Wind bundesweit im ersten Halbjahr zurückgegangen – trotz des Baus von 200 neuen Anlagen. Angeblich lag es am Wetter, sprich, wohl am Wind. Aber warum wird die Windkraft trotzdem weiter ausgebaut wie verrückt, und das gerade im windschwachen Bayern? Warum ist binnen eines Jahres die Zahl der Genehmigungen im Freistaat um 560 % angestiegen, wie es im Welt-Interview heißt? Warum werden in allen möglichen Gemeinden Landschaften und Ökosysteme zerstört, als hätten wir irgendwo noch welche in der Hinterhand?
„Die Investoren werden gut bezahlt“, sagt Welt-Wirtschaftsredakteur Daniel Wetzel. Er erklärt es am Beispiel des Windparks Altötting: Die Investoren bekommen einen Zuschlag zur normalen EEG-Vergütung dafür, dass sie in so ein Schwachwindgebiet gehen. Der Standort dort am Wald ist ein ganz schlechter Windstandort. „Dann kriegen sie umso mehr Subventionen, dass sie dort trotzdem eine Windmühle bauen“, sagt Wetzel.
In einem Artikel in der Welt führt er das näher aus: „An einem schlechten Windrad-Standort mit einem „Gütefaktor“ von unter 50 Prozent dürfen die Betreiber dank des Paragrafen 36h EEG zusätzlich einen „Korrekturfaktor“ von 1,55 beanspruchen, um in der Beihilfen-Auktion überhaupt eine Chance gegen norddeutsche Standorte zu haben. Ergebnis: Statt 7,31 Cent streicht ein Schwachwind-Standort wie Altötting 11,33 Cent pro Kilowattstunde EEG-Vergütung ein, zahlbar aus dem Bundeshaushalt.“
Kein Wunder, dass Wetzel im Interview sagt: „Das macht volkswirtschaftlich wahrscheinlich keinen Sinn, es ist einfach eine sehr teure Geschichte, mit den Unzulänglichkeiten der Energiewende fertig zu werden.“
Den sehr informativen Video-Beitrag über Subventionen für Windräder an windschwachen Standorten könnt Ihr hier bei welt.de anschauen
Der zitierte Artikel aus der Welt trägt den Titel „Schwachwindstandort Bayern – hier offenbaren sich die teuren Folgen der Energiewende“ und ist hier gegen Bezahlung abrufbar
Meldung vom 3. Juni 2024
Es ist ja kein Geheimnis, dass wir vom Wilden Bayern Windkraftanlagen, vor allem in Wäldern oder auf Berg- und Höhenrücken, äußerst kritisch betrachten. Schließlich sind wir ein Verein, der sich um Natur und Umwelt kümmert. Und für unsere Natur fällt die Bilanz dieser Industrieanlagen sehr unbefriedigend und negativ aus. Willkürlich gesetzte Ausbauziele bauen Druck und Zugzwang auf. Eine Hilfe bei der Bewältigung der großklimatischen Veränderungen bieten sie nicht.
Wie unrentabel Windkraft in vielen Teilen Deutschlands aber wirklich ist, hat die Neue Zürcher Zeitung herausgefunden. Ihre Ergebnisse aus dem Jahr 2022 zeichnen eigentlich ein skandalöses Bild. Zum Beispiel: Lediglich 15% von 18.000 damals untersuchten Anlagen hatten eine geschätzte Auslastung von mehr als 30%. Nur zwei davon befanden sich in Süddeutschland. Knapp ein Viertel aller untersuchten Anlagen hatte einen Kapazitätsfaktor von weniger als 20 Prozent.
Den brisanten Beitrag aus der Neuen Zürcher Zeitung, dargestellt als Visual zum Durchscrollen, findet Ihr hier
Bildquelle: Pexels/Pixabay
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