Erst Anfang April war in der Presse wieder von einem Fischsterben im Bodensee zu lesen, wegen dem viele Berufsfischer ihre Arbeit aufgeben. Tatsächlich aber sind die Verhältnisse in diesem riesigen Voralpensee wesentlich komplexer. Zwei Forschungsprojekte haben vor einigen Jahren sowohl die Fischbestände und ihre Zusammensetzung untersucht, als auch die Faktoren, die darauf Einfluss haben. Dabei kam unter anderem heraus, dass sowohl das Nährstoffregime im See wie auch invasive Neozoen und natürlich der Klimawandel Auswirkungen zeigen. Allerdings geht es bei den Wechselwirkungen hin und her, und nicht alles, was auf den ersten Blick positiv oder negativ zu sein scheint, wirkt sich dann auch so aus.
Viele Speisefischbestände im Bodensee, darunter die der Barsche oder der Felchen, hängen offenbar stark vom Regime des Phosphors ab. Hält man ungewollte Nährstoffeinträge, zum Beispiel aus der Landwirtschaft, draußen, sinken die Zahlen dieser Arten. Natürlicherweise war der Bodensee aber immer ein nährstoffarmer See – die Felchen erlebten erst mit der Einschwemmung von Dünger ihre Hochphase, die aber bei dauerhaft hohen Phosphatwerten wiederum einbrach. Aktuell sind sie auf einem alarmierenden Tiefstand.
Auch ein Neubürger, der Stichling, hat Einfluss auf die Felchen, weil er sie als Larven und Jungfische erbeutet. Das Forschungsprojekt „Projet Lac“, das die Fische 2014 genauer erfasste, stellte zum Beispiel fest: „Bis auf den Kilch, eine Tiefseeart des Felchens, konnten alle historisch bekannten Fischarten nachgewiesen werden, auch die zwischenzeitlich etablierten gebietsfremden Arten. Auch eine verschollene Fischart, der «Tiefseesaibling», konnte wieder nachgewiesen werden. Im Freiwasser des Sees waren aber Stichlinge plötzlich mit 96% aller Fischindividuen die zahlenmäßig häufigsten Fische.“
Auch der Kormoran und die eingeschleppte Quagga-Muschel sind wichtige Einflussfaktoren auf die Bodenseefauna. Das große Fressen und Gefressen Werden im See ist aber so komplex, dass selbst die Wissenschaftler auf die „multifaktoriellen“ Probleme nicht unbedingt Antworten haben…
Den spannenden vollständigen Bericht aus den Projekten Seewandel und Projet Lac findet Ihr hier
Bildquelle: Symbolbild Barsch: Robin Strozyk auf Pixabay