Zum 25. Jubiläum des «Vogels des Jahres» hat die Organisation BirdLife Schweiz erstmals die Bevölkerung über ihren Favoriten abstimmen lassen, und heraus kam: das Rotkehlchen! Knapp gefolgt von Schwanzmeise, Grünspecht und Kleiber. Hier einige Auszüge aus der Pressemitteilung und Tipps, wie man die Art unterstützen kann.
“Mit seinem oft neugierigen und vertrauensvoll wirkenden Auftreten erobert das Rotkehlchen schnell die Herzen der Menschen. Nicht selten beobachtet es die Person dabei aus geringer Distanz, sei es beim Spazierengehen oder der Gartenarbeit. Das ist natürlich nicht ganz uneigennützig, denn es könnte ja beim Gärtnern ein Wurm oder ein aufgescheuchtes Insekt ans Tageslicht kommen.
Neben dem Aussehen bereitet vielen Leuten auch der klare und melodiöse Gesang große Freude. Er wird oft als perlend, manchmal auch etwas melancholisch empfunden. Früh morgens ist das Rotkehlchen einer der ersten singenden Vögel, und abends oft einer der letzten, der uns mit dem hübschen Lied ins Bett singt. Das Rotkehlchen singt als einer der wenigen Vögel auch im Herbst und an sonnigen Wintertagen, um sein winterliches Nahrungsrevier zu verteidigen. Sowohl Männchen als auch Weibchen erfreuen uns zur kalten Jahreszeit mit ihrem Gesang.
Ab Ende März beginnt das Rotkehlchen mit seiner Brut. Das Weibchen übernimmt Nestbau und Brutgeschäft, während das Männchen das Revier verteidigt und sich an der Fütterung beteiligt. Das napfförmige Nest aus Moos, Blättern und Halmen findet sich meist gut getarnt am Boden, etwa unter einem Busch oder in einem Wurzelstock versteckt. Normalerweise machen Rotkehlchen zwei Bruten pro Jahr. Ihrem Nachwuchs füttern sie Insekten, Spinnen und Würmer, die sie in der Strauchschicht am Boden finden. Im Herbst und Winter ergänzen sie ihre Nahrung auch gerne mit Beeren und Samen.
Neben Wald und Feldgehölzen besiedeln Rotkehlchen auch den Siedlungsraum. Um es im Garten zu unterstützen, sind dichte Hecken mit ausgeprägtem Unterwuchs oder dornenreiche Büsche ideal. Diese bieten nicht nur Nistplätze, sondern schützen auch vor Katzen. Im Herbst sind gerade beerentragende Büsche wie etwa Holunder, Vogelbeere oder Pfaffenhütchen sehr begehrt.
Durch naturnahe Strukturen und einheimische Pflanzen im Garten unterstützt man nicht nur das häufige Rotkehlchen, sondern zahlreiche andere Arten und viele Nützlinge. Besonders wichtig sind einheimische Sträucher und Bäume sowie Wiesen oder Blumenrasen mit einem hohen Blütenangebot möglichst zu jeder Zeit für Insekten und alle Tiere, die sich von ihnen ernähren. Efeu an der Hauswand oder ein toter Baum im Garten bieten Nahrung und Brutmöglichkeiten. Falllaub im Herbst liegen zu lassen, oder zumindest einen Laubhaufen zu machen, bietet den Nahrungstieren auch in der kalten Jahreszeit Unterschlupf. Und natürlich hilft eine grundsätzlich abwechslungsreiche Pflege des Gartens, wenn etwa manche Flächen abwechselnd gemäht oder auch länger stehen gelassen werden, so dass sich ein Mosaik an unterschiedlichen Flächen ergibt.
Wir alle können das Rotkehlchen und viele weitere Vogelarten in unseren Gärten unterstützen, wenn wilde Ecken für die Natur geschaffen werden. Das Rotkehlchen und im Idealfall viele weitere Arten begleiten uns dann ein Leben lang, tagein und tagaus, das ganze Jahr hinweg, und erzählt mit seinem perlenden Gesang von der schönen Natur direkt vor unserem Fenster.”
Einen Kurzfilm zum Rotkehlchen mit weitere Infos und ein kostenloses Poster findet Ihr hier
Weihnachten steht vor der Tür, und neben den allgegenwärtigen Hirschen finden wir noch ein sehr kleines Wildtier besonders oft auf Weihnachtskarten, Tannenbaumschmuck und Tischdekoration: das Rotkehlchen. Die Deutsche Wildtier Stiftung schreibt dazu in einer Pressemitteilung:
Der kleine Singvogel mit dem rot gefärbten Brustgefieder ist der Weihnachtsvogel schlechthin. Warum ist das so? Vermutlich ist dies ein Trend, der aus Großbritannien zu uns übergeschwappt ist. Denn dort ist das Rotkehlchen aus kaum einem weihnachtlich geschmückten Zimmer wegzudenken.
Laut einer christliche Legende, deren Urheber nicht bekannt ist spielt der kleine Vogel eine wichtige Rolle in der Weihnachtsgeschichte: In der Nacht von Jesu Geburt waren nicht nur Ochs und Esel bei Maria und Josef im Stall, sondern auch ein braunes Vögelchen. Ein Feuer brannte. Als es zu verlöschen drohte, weil die Menschen schliefen und niemand aufpasste, flog der Vogel zur Glut und fachte das Feuer mit eifrigen Flügelschlägen wieder an. Dabei trafen die auffliegenden Funken seine Brust und färbten sie orangerot.
„In der Natur haben Rotkehlchen ihr auffällig gefärbtes Brustgefieder, um während der Brutzeit im Frühjahr Rivalen zu vertreiben“, erklärt Lea-Carina Mendel, Ornithologin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Im Winter, wenn es um die Nahrungssuche geht, geht es unter Rotkehlchen aber friedlicher zu. „Da werden Artgenossen in der Regel im Revier geduldet“, so Mendel.
Rotkehlchen ernähren sich vor allem von Insekten, Spinnen und Weichtieren. Ihr Schnabel ist pinzettenförmig – perfekt zum Herausziehen von Insektenlarven und Regenwürmern aus dem Boden oder zum Picken nach in Baumrinden oder Erdgängen versteckten Krabbeltieren. Es zählt damit zu den sogenannten Weichfutterfressern, genau wie Amsel oder Heckenbraunelle. „Solange der Boden im Winter nicht zufriert, nicht zu verdichtet ist und die Vögel in der Erde oder unter Laubhaufen noch nach Nahrung suchen können, finden sie in wilden und naturnahen Gärten ausreichend Futter“, sagt Lea-Carina Mendel.
Sinkt das Thermometer aber unter null Grad, können die Vögel den gefrorenen Boden nicht mehr aufpicken. Dann sind Rotkehlchen wie auch andere Weichfutterfresser auf verrottetes Laub angewiesen, in dem sie Kleinlebewesen wie Käfer und Spinnen finden. Auch früchte- und beerentragende Gehölze wie Pfaffenhütchen, Liguster, Hartriegel, Holunder, Schneebeere, Efeu oder Faulbaum helfen, die futterarme Zeit zu überstehen.
Auch eine Futterstelle kann Rotkehlchen und andere Singvögel im Winter unterstützen: „Am besten füllt man sie mit getrockneten Mehlwürmern, Fettfutter, Rosinen oder Sonnenblumenkernen“, sagt Mendel. Das Futter kann auf dem Boden in einer Schale angeboten werden. „Wer verhindern möchte, dass auch Ratten und Mäuse sich bedienen, stellt die Schale nur am Tag raus und säubert am Abend den Boden von Resten“, rät die Vogelexpertin.
Rotkehlchen sind sowohl Standvögel als auch Teilstreckenzieher. Das heißt, sie verbringen das ganze Jahr bei uns oder aber sie ziehen nach der Brutzeit im Herbst in wärmere Gebiete Richtung Mittelmeerraum. „Dann sind sie von Portugal bis weit über Zypern hinaus zu finden“ sagt Lea-Carina Mendel. Viele Rotkehlchen, die wir bei uns im Winter im Garten sehen, kommen auch aus den skandinavischen Ländern oder aus dem Baltikum zu uns. Britische Forscher haben übrigens festgestellt, dass einige Rotkelchen lieber nachts als am Tage singen, weil es dann stiller ist. Stille, Nacht, heilige Nacht!
Bildquelle: Jon Pauling/Pixabay, Monika Baudrexl