Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt haben eine ungewöhnliche Forderung aufgestellt: Es sollten mehr unbewaldete Gebiete mit hoher Lebensraumvielfalt in tieferen Lagen als Schutzgebiete ausgewiesen werden.
Der Hintergrund: In einer Studie haben sie anhand von fast 32.000 Insektenarten herausgefunden, dass nicht etwa Wetter und Klima bestimmen, wo es eine hohe Insektenmenge und -vielfalt gibt, sondern vielmehr die Landnutzung.
Je verschiedenartiger die Vegetation ist und der Grad der Bodenbedeckung, desto höher war in der Studie die festgestellte Insektenbiomasse (bis zu 56 Prozent Unterschied!) und der Gesamtartenreichtum (bis zu 58 Prozent). Auf Basis dieser Ergebnisse haben die Forscher ein Langzeitmonitoring der Insektenfauna angestoßen.
Sie halten dieses für essentiell, um herauszufinden, woran der massive Rückgang dieser Tiergruppe, das „Insektensterben“ eigentlich liegt. Das Monitoring soll ihnen helfen, Unterschiede zwischen den Lebensräumen erfassen, also zwischen Städten, Wäldern oder landwirtschaftlichen Flächen. So soll es auch möglich werden, zwischen natürlichen Schwankungen und echten Trends zu unterscheiden.
Die genaue Forschung ist wichtig, weil der Rückgang der Insekten sowohl die Stabilität der Ökosysteme als auch die Lebensgrundlagen des Menschen gefährdet.
Zugleich zeigen bisherige Studien, dass noch viel zu wenig über die Insekten und ihre Einflussfaktoren bekannt ist: Am Senckenberg-Institut konnten in der Vergangenheit beispielsweise 31.846 Insektenarten aus mehr als 2.000 Proben identifiziert werden – das ist eine ungeheuere Menge. Darunter waren aber allein rund 8.000 Arten, also etwa ein Viertel, die zuvor noch gar nicht in Deutschland verzeichnet worden waren.
Die Wissenschaftler bezeichneten es als besorgniserregend, dass viele Gebiete, in denen sie eine besonders hohe Insektenviefalt vorgefunden hatten, derzeit nicht ausreichend unter Schutz stehen. Das könne zu einer weiteren Abnahme der Insektenvielfalt führen, monierten sie. Deshalb forderten sie, entsprechende Gebiete bei der Umsetzung des EU Nature Restoration Law und des Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework, das zum Ziel hat, 30 Prozent geschützte Flächen bis 2030 zu etablieren, zu berücksichtigen.
Die vollständige Pressemitteilung der Senckenberg Gesellschaft findet Ihr hier