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Mittwoch, 08. Oktober 2025

Scrollicon
Ein grüner Flussabschnitt, durchsetzt mit kleineren Felsblöcken, am Rand bestanden mit Bäumen
08. Oktober 2025, 13:43    office@wildes-bayern.de

Fischzustandsbericht und Preis für renaturierte Gewässer UPDATE


Zum heutigen Dam removal day (also dem Tag, der der Entfernung von Staudämmen in Gewässern gewidmet ist) hat das Projekt Fluss.Frei.Raum nochmal den bayerischen Fischzustandsbericht der Landesanstalt für Landwirtschaft veröffentlicht. Dieser gibt einerseits einen hervorragenden Überblick über die Verbreitung unserer Fischarten, liefert aber vor allem eine schier endlose Liste an Verbesserungs- und Maßnahmenvorschlägen. Wer diese liest, dem wird klar: Für unsere Gewässer herrscht Alarmstufe Rot!

Über die Hälfte unserer heimischen Fischarten stehen auf der Roten Liste. Als so genannte Indikatorarten zählen Aitel, Äsche, Barbe, Elritze, Hasel, Huchen, Koppe, Laube, Nase und Rutte. Für fast alle diese Arten konstatiert der Bericht einen leichten Rückgang bei den Fundorten und bei einigen eine sehr geringe Vorkommensdichte von weniger als zwei Individuen auf 100 Metern Gewässerlänge.

Die Vielfalt der Faktoren, die sich negativ auf unsere Fische auswirken, ist dagegen hoch! Der Fischbericht nennt Einträge aus der Landwirtschaft und von versiegelten Flächen, Spurenstoffe, wie Arzneimittel oder hormonell wirksame Stoffe, Gewässerausbau und Gewässeraufstau und den damit verbundenen Rückgang von wichtigen Lebensraumstrukturen und Teillebensräumen, wie etwa Kiesbänke, Flachufer, Buchten, Gumpen, Prall- und Gleithänge sowie die
Vernetzung mit der Aue. Hinzu kommen Gewässererwärmung und Wasserknappheit als Folgen des Klimawandels, Erholungs- und Freizeitnutzung mit Booten und Schiffen, der Fraßdruck von Fressfeinden und die Verdrängung durch nicht-heimische Fischarten.

Aus fischökologischer Sicht sind unter anderem nachfolgende Maßnahmen zur Erhaltung der Fischfauna wichtig:

  • Lebensraum verbessernde Maßnahmen, Eigendynamik des Fließgewässers fördern.
  • Großflächige Renaturierungen auf Gewässersystemebene
  • Gewässerbeschattung und Anbindung bzw. Schaffung kühlerer Rückzugsbereiche
  • Wiederherstellung bzw. Verbesserung der biologischen Durchgängigkeit unserer Fließgewässer
  • Querbauwerke wenn möglich zurückbauen
  • Bau von Fischwanderhilfen (Fischaufstieg und -abstieg)
  • Wasserentnahmen zentral erfassen und so regeln, dass die Fischzönose keinen Schaden erleidet
  • Vom weiteren Neu-Ausbau der Wasserkraftnutzung ist dringend abzuraten
  • Höherer Fischschutz durch fischverträglichere Turbinentechnologie und gezieltes betriebliches Management
  • Bei Genehmigungsverfahren von Wasserkraftanlagen sind die Nutzung der regenerativen Energie und die hierdurch verursachten ökologischen Schäden gewissenhaft abzuwägen.
  • Wasserkraftnutzung nur in Verbindung mit geeigneten Maßnahmen zum Schutz der Fischpopulationen
  • Die ökologische Funktionsfähigkeit des Fließgewässers ist aufrecht zu erhalten
  • Ausreichenden Geschiebetransport gewährleisten
  • Ersatzlebensräume für gefährdete Fischarten durch künstlich geschaffene Standgewässer,
    wie Baggerseen oder Fischteiche
  • Sediment- und Schadstoffeintrag entgegenwirken
  • Konsequente Anwendung von Sicherheitsstandards beim Betrieb von Biogasanlagen
  • Fraßdruck fischfressender Vögel und Fischotter in biologisch verträglichen Grenzen halten
  • Bootsbetrieb durch spezifische Befahrungskonzepte regeln.

Den Fischzustandsbericht können Sie hier einsehen

Infos zum Dam Removal Day finden Sie hier

 

Meldung vom 7. Oktober 2025

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) vergibt 2026 wieder einen Gewässerentwicklungspreis „für vorbildlich durchgeführte Maßnahmen zur naturnahen Erhaltung, Gestaltung und Entwicklung von Gewässern“. Weil es dabei auch und vor allem um die ökologische Durchgängigkeit für Fische und andere Wildtierarten geht, stellen wir Euch den Preis hier vor.

Bewerben können sich Kommunen, Wasserverbände, Planungsbüros, Initiativen und andere Akteure, die sich für naturnahe Gewässerentwicklung engagieren. Die Gewässerentwicklung in diesem Sinne umfasst alle Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, die wasserwirtschaftliche und ökologische Funktionsfähigkeit, das Erscheinungsbild sowie den Erlebniswert der Gewässer zu erhalten, nachhaltig zu entwickeln und zu verbessern.

Zum ersten Mal wurde der DWA-Gewässerentwicklungspreis 2007 an das Wasserwirtschaftsamt München und die Stadt München für das Gemeinschaftsprojekt „Isar-Plan“.als herausragendes Beispiel für die Gestaltung und Entwicklung eines Stadtflusses vergeben. Dort wurde das Gewässerbett der Isar großzügig aufgeweitet, damit der Hochwasserdurchfluss verbessert sowie Platz für Entwicklungs- und Gestaltungsmaßnahmen im Fluss und an seinen Ufern geschaffen. Flache Ufer, vorgelagerte Kiesbänke, Kiesinseln und flache Rampen aus Steinblöcken und -riegeln mit zwischengelagerten Becken verliehen der Isar wieder ein naturnahes Erscheinungsbild und lockten seither sogar Arten wie den Biber wieder in die Stadt.

Die Bewerbungsfrist für den DWA-Gewässerentwicklungspreis 2026 läuft noch bis zum 31. Oktober 2025. Die Preisverleihung findet am Tag des Wassers, dem 22. März 2026, statt.

Alle Infos zum Gewässerentwicklungspreis sowie die Bewerbungsunterlagen finden Sie hier

Bildquelle: Maren Meier




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