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Montag, 23. September 2024

23. September 2024, 13:34    Christine Miller

UPDATE Rotwild – immer mehr Anzeichen für Inzucht


Die Zürcher Zeitung hat in ihrem Beitrag “Biodiversität: Dem Aussterben geht die genetische Verarmung voraus” sehr gut aufgezeigt, wie es um viele unserer Tierarten steht – auch das Rotwild gehört auf diese Liste!

Zum Beitrag aus der Zürcher Zeitung kommt Ihr hier

Meldung vom 2. September 2024

Es gibt ja immernoch Menschen, die bezweifeln, dass die Inzuchtthematik beim Rotwild tatsächlich so schlimm sein sollte. Wer sich da nicht sicher ist, sollte das Interview mit Prof. Dr. Gerald Reiner im aktuellen JÄGER-Magazin lesen und sich die Fotos ansehen. Titel: “Dem Rotwild geht es furchtbar”.

Denn bei den Inzucht-Erscheinungen geht es längst nicht mehr nur um verkürzte Unterkiefer – es werden auch Kälber mit Buckel oder ohne feste Hufe/Schalen gesetzt.

Zitat aus dem Interview: “Was diesen Tieren wiederfährt ist schon als hochgradige Tierquälerei anzusehen. Auch alle anderen Missbildungen stellen letztlich unnötige Schmerzen, Leiden und Schäden dar, weshalb es auch im Interesse der Jägers sein sollte sich für diese Thematik zu interessieren und einzusetzen.” Der goldene Lösungsweg lautet: Rotwildfreie Gebiete endlich auflösen und Populationen vernetzen!!

Zum Interview mit Prof. Dr. Gerald Reiner findet Ihr hier

In der Pirsch erschien am 5.9.2024 eine Meldung zu Wirbelsäulenschäden bei Rotwild im Spessart -> hier

Und unsere Kampagne zur Auflösung der rotwildfreien Gebiete könnt Ihr hier unterstützen! 

Meldung vom 1. August

Ein Vor-Ort-Termin mit Staatsminister Hubert Aiwanger, Waldbesitzern und Jägern in der Kürnach am 8. August hat leider nur die tiefen, sinnlosen Gräben aufgezeigt, die hier rund um Wald und Wild bestehen. An zwei Besichtigungspunkten wurde diskutiert, dass die Fetzen flogen, ein dritter geplanter Besichtigungspunkt in der Kürnach selbst, wo es hätte um Gams- und Rotwild gehen sollen, wurde aus Zeitgründen gar nicht mehr angesteuert. Deshalb hat Wildes Bayern heute eine Forderungsliste für ein artgerechtes Leben der beiden Wildtierpopulationen an das Ministerium versandt.

Die Forderungsliste findet Ihr hier

 

Ursprüngliche Meldung vom 1.8.2024

Das bayerische Staatsministerium für Wirtschaft entscheidet: Aussterbeprozess des bayerischen Rotwildes soll weiterlaufen.

Die Hoffnungen waren groß als vor einem Dreiviertel Jahr Hubert Aiwanger in seinem Wirtschaftsministerium die Bereiche Jagd und Staatsforsten an sich zog. Schließlich hatten viele Versprechungen an die gefrusteten Jäger, die im Vorfeld  in Reden und Gesprächen geäußert wurden, eine Besserung des miserablen Umgangs mit Wildtieren im Freistaat in Aussicht gestellt.

Doch inzwischen erwiesen sich derartige Träume als blasiger Schaum. Weder bei der Frage der weiteren jahrelangen Ausweitung von Dauer-Jagdzonen in den bayerischen Alpen noch bei den Bemühungen die bayerischen Rotwildgebiete dauerhaft und beständig zu vernetzen, gibt es auch nur den Hauch einer Bewegung. Im Gegenteil. Die bisherigen Praktiken werden weiter zementiert.

Zwar versprach der Minister  am vergangenen Landesjägertag noch vollmundig, dass er in die bayerische Kürnach kommen würde und dort mit den Jägern das Thema der akut gefährdeten Rotwildpopulation besprechen würde. Wir erinnern uns, dieser Rotwildbestand, der bereits einen erschreckend hohen Inzuchtgrad aufweist, wurde im Zuge eines Flächengeschacheres vor rund zwei Jahrzehnten für “vogelfrei” erklärt und wird inzwischen auch vom dort verantwortlichen BaySF Forstbetrieb zusammen mit umliegenden  Forstbesitzern soweit wie möglich aufgerieben. Die Berichte von den Drückjagden schaffen es  immer wieder auf unseren Blog.

Auch wir wollten das Thema Rotwild und natürlich auch Gamswild in der Kürnach zusammen mit Jägern und Minister bei einem Ortstermin zum Thema machen. Die aktuelle Entwicklung hat uns aber eines Besseren belehrt. Das Aiwanger-Ministerium hatte sich längst entschieden. Nach einer “Interessensabwägung” sollen weiterhin 86% der bayerischen Landesfläche für Rotwild verboten bleiben. Die teilweise sehr kleinen Rotwildgebiete dürfen einem immer rasanter zunehmenden Aussterbeprozess ausgeliefert werden. Wie schon Ministerin Kaniber werden weiterhin erstmal viele Jahre lang “Fakten” gesammelt, weil es ja keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Genetik bayerischer Rotwildpopulationen gäbe. Das ist natürlich nicht wahr! Alle Fachleute kennen selbstverständlich die bereits vorliegenden Studien und die Faktenlage. Eiliges Handeln wäre dringend geboten!

Doch davon will auch das Staatsministerium für Wirtschaft nichts mehr wissen. Der Staatssekretär Tobias Gotthardt hat – wie jetzt bekannt wurde – bereits im April die Position seines Ministeriums deutlich gemacht: Das zu mehr als dreiviertel Rotwild-freie Bayern soll weiter eine Wüste für den gesetzes-konformen, Natur- und Tierschutzgerechten Umgang mit Wildtieren bleiben! Und was an Rotwild bei den forstgetriebenen “Bekämpfungsaktionen übrig bleibt, wird über gar nicht so lang an den Folgen von Inzucht und genetischer Verarmung azussterben. Wir meinen: ein Armutszeugnis für Bayern und für die Politiker und Funktionäre, die das zu Verantworten haben.

https://www.openpetition.de/pdf/blog/stopp-die-ausrottung-des-rotwilds-in-bayern_der-petition-wurde-nicht-entsprochen_1722418682.pdf

So startete unsere Kampagne vor zwei Jahren:

Das Rotwild in Bayern darf nur in kleinen Lebensrauminseln existieren. Verlässt es die Gebiete, muss es abgeschossen werden – das schreibt das Jagdrecht vor. Studien zeigen, dass so eine Politik gemeinsam mit anderen Faktoren zu Inzucht und einem beginnenden Aussterbeprozess führt.

Rotwild ist in Bayern gesetzlich auf zehn voneinander getrennte Gebiete beschränkt, die zusammen nicht mal 14 Prozent unserer Landesfläche ausmachen. Die übrigen 86 Prozent Bayerns, also auch die Flächen zwischen den Inseln, sind absolute Todeszone für Hirsche, Hirschkühe und Kälber, denn sie sind qua Gesetz “rotwildfrei zu machen und zu halten”. Auf Deutsch: Lässt sich Rotwild hier blicken, ist es zu erschießen.

So ein Umgang kann auf Dauer nicht gutgehen. Das Rotwild ist von seinem Ursprung her ein Wanderer. Heranwachsende Hirsche machen sich auf den Weg raus aus ihrem Heimatgebiet. Sie wollen irgendwo neue Weibchen kennenlernen und sichern so den Austausch der Gene.

Die bayerische Jagdpolitik unterbindet diesen Genaustausch und befördert damit ein langfristiges Aussterben des Rothirsches. Noch dazu sind die Rotwildgebiete keineswegs “Inseln der Seligen”: Hier wird sehr streng, aber oft keineswegs fachkundig gejagt. Man muss also von einer Ausrottung der Art sprechen. Selbst wenn mancherorts die Zahl von Rotwild kurzfristig zunimmt, sind diese verinselten und genetisch verarmten Klein-Populationen über kurz oder lang dem Untergang geweiht.

Schon jetzt gibt es aus verschiedenen Regionen Deutschlands alarmierende Studien darüber, was passiert, wenn Rotwild nicht mehr wandern und sich austauschen kann: Tiere werden blind oder mit verkürzten Unterkiefern geboren und gehen elendig zugrunde. Und das sind nur die äußeren, sichtbaren Zeichen von Inzucht und genetischer Verarmung.

Wildes Bayern geht jetzt voran und tut etwas: Mit der Kampagne “Hirschkuh Hanna lernt fliegen” machen wir ab 3. August die Öffentlichkeit auf die brisante Lage des Rotwilds aufmerksam. Jeder kann hier konkret etwas tun! Unterschreiben Sie ab Dienstag unsere Petition und setzen Sie sich für eine Abschaffung des Abschussgebots ein.




Beierlein schrieb:


Ich würde nochmals auf Aiwanger zugehen. Der kommt mit Sicherheit zu einem Ortstermin. Vielleicht war der Staatssekretär zu voreilig?

Antworten
Christine Miller schrieb:


Das hätte ich ja gerne geglaubt. Aber der versprochene Ortstermin in der Kürnach hatte sich dann als großes Klassentreffen forstlicher Lobyorganisationen aus Nah und Fern entpuppt. Da wären dann drei Jäger etwa fünfmal so viel Forstbewegten gegenübergestanden. Als Programm war der übliche “Waldbegang”, bekannt auch unter dem Pseudonym “Tanz um die trübe Tanne”, vorgesehen. Und die Vertreter der Jägerschaft waren bis eine Woche vor dem gedachten Termin noch nicht mal benachrichtigt, geschweige denn eingeladen worden. Entweder hat der Minister gar nichts in seinem Haus zu sagen – oder er trägt dieses Vorgehen mit. Beides ist sehr, sehr bedauerlich!

Antworten
Reiser martin schrieb:


Ja toll
Wo wir in Zeiten des Klimawandels einen waldumbau hin zu klimaresilienten Wald bräuchten, wollt ihr das rotwild wieder auf unseren gebeutelten Wald loslassen. Ihr habt ja wirklich nix verstanden :
Ein gefrusteter Bayer. Landbesitzer

Antworten
Christine Miller schrieb:


Wer Waldbau nur unter Ausschluss der Natur meint zu können, hat vermutlich seinen Beruf verfehlt oder die falschen Berater. Waldverjüngung geht natürlich auch mit Rotwild.

Antworten
Lutz Herz schrieb:


Klimaneutraler Waldumbau auf Kosten ganzer Tierarten, was ist das denn für ein verantwortungsloser Blödsinn? Oder gehts da mal wieder um den Profit, dem das heimische Wild weichen muss? Es muss langsam mal Schluss sein mit der Ausrottungspolitik des Forst (privat und staatlich), um eigene Fehler der letzten Jahrzehnte zu vertuschen!

Antworten
Ulrich Schauff schrieb:


Ich hätte von Herrn Aiwanger auch mehr und vor allem anderes erwartet, nach allem, was er vor und kurz nach seiner Wahl und Ernennung zum (Jagd-) Minister so alles hat verlautbaren lassen zu dieser Thematik. Von wegen, die Freien Wähler sind vernunftbetont, fakten- und praxisorientiert und realitätsbezogen usw.

Der Wald hatte und hat übrigens mit unserem Rot- und Rehwild kein Problem. Das haben nur unsere Forst-Plantagen …

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Klaus-Peter Gerhart schrieb:


Leider kann ist das Interview über diesen Link nicht zu öffnen.

Zum Interview mit Prof. Dr. Gerald Reiner findet Ihr hier

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Christine Miller schrieb:


Wir haben den Link neueingefügt. Jetzt müsste es wieder gehen. Danke für die Nachricht!

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